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Romantische Seelenbilder - Roger Muraro spielt Franz Liszt

Roger Muraro © Decca / UMG
© Decca / UMG
06.04.2011

Franz Liszt gilt in Fragen der Virtuosität als das pianistische Pendant zum Wundergeiger Niccolo Paganini, den er übrigens sehr bewunderte. Tatsächlich veränderte er sein musikalisches System deutlich, nachdem er den Kollegen 1831 zum ersten Mal in Paris auf der Bühne erlebt hatte. Viele der typischen Merkmal seiner Kompositionen, die Vorliebe für improvisatorisch wirkende Ungebundenheit, die Vermeidung der bislang üblichen Kadenzierungen, Periodisierungen und symmetrischen Formgebungen entwickelten sich in diesen Jahren zur vollen Blüte. Die fantasievolle Veränderung der Struktur, seine Experimente mit der Ausweitung der Harmonik und der chromatischen Satztechnik wie überhaupt mit den Möglichkeiten des noch jungen modernen Konzertflügels in den extremen Lagen im Bass und Diskant wiesen bereits weit in die kommenden Epochen hinein und fordern bis heute Pianisten immense technischen und interpretatorische Fähigkeiten ab.

So beispielsweise auch die um 1855/58 edierten Sammlungen „Années de Pèlerinage – Première Année: Suisse, Deuxième Année: Italie“, zwei Zyklen sehr unterschiedlich angelegter Klavierstücke, die zum Teil dem bereits 1842 erschienen „Album d’un Voyageur“ entstammten, zum Teil von Liszt während seiner ersten Italienreise 1837 −1839 komponiert wurden. Es sind verarbeitete und in Musik gefasste Landschaftseindrücke, aber auch tönende Umsetzungen von Gemälden und Kunstwerken der italienischen Renaissance, ja sogar Melodien, die von Dante inspiriert wurden. In jedem Fall ist es eine besonders ausgeformte Anwendung des Prinzips der Programmmusik bis hinein etwa in Jodel- und Alphornmotive oder farbliche Feinabstufungen von Akkorden, die zum besseren Verständnis einer Erklärung bedürfen. Sie eignet sich daher ideal, um einen Monolithen der romantischen Kompositionskultur wie Hector Berlioz' „Symphonie Fantastique“ in der Klavierbearbeitung zu umrahmen, denn die korrespondieren mit dessen Grundvorstellung des Zaubers jenseits des Sichtbaren.  

Und schon Franz Liszt selbst war von dem opulenten Orchesterwerk mit den für seine Zeit kühnen harmonischen Schichtungen und strukturellen Relativierungen der Form so fasziniert, dass er eine Piano-Transkription erarbeitete. Der französische Pianist Roger Muraro wiederum zeichnet diese Verbindung anlässlich des Liszt-Jahrs mit viel Nachdruck nach. Das aktuelle Programm des Virtuosen aus Lyon kombiniert drei Klavier-Episoden aus dem ersten Zyklus der „Années de Pèlerinage“ mit der überwiegend 1834 entstandenen fünfteiligen Bearbeitung der „Symphonie Fantastique“. Liszts verstand sich dabei nicht als sklavischer Repetitor der Werke seines Kollegen, sondern füllte die Transkription unter dem Titel „Épisode de la vie d’un artiste, grande symphonie fantastique, en cinq parties“ gemäß dem romantisch genialischen Künstlerbild auch mit eigenen Ideen. Heraus kam eines der schwersten Solo-Werke der Klavierliteratur überhaupt, die Roger Muraro mit Brillanz und aufmerksamer Finesse meistert. Es ist die Verbeugung eines großen Pianisten der Gegenwart vor einem Genius des 19.Jahrhunderts und zugleich eine Demonstration der Aktualität der Musik von Franz Liszt. Denn selten zuvor haben diese Bravourstücke vitaler, energetischer geklungen.

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