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Arnold Schoenberg

Komponieren mit Meyers Lexikon: Arnold Schönberg

15.08.2001

Erst lernte Arnold Schönberg bei Werner & Co das Geld zu zählen. Später perfektionierte er ein neues Ordnungssystem für Töne. 1951 starb der Komponist in Los Angeles.

“Ich war ganz jung, als mein Lehrer Zemlinsky mir seinen Schüler Schönberg mit den Worten vorstellte: âVon dem wird die Welt noch viel sprechen!'”, schrieb Alma Mahler-Werfel 1934 zum 60. Geburtstag Arnold Schönbergs. “Die Welt hat viel über ihn gesprochen und wird noch viel über ihn zu sprechen haben.” Sie hat Recht behalten.

 

Dabei war Schönberg kein Wunderkind. Geboren am 13. September 1874 in Wien als Sohn eines Schuhwarenfabrikanten, erhält der kleine Arnold mit acht den ersten Violinunterricht. Bald beginnt er zu komponieren, jene Musik nachzuahmen, die ihm zu Ohren kommt. “Als noch nicht neunjähriges Kind hatte ich angefangen, kleine und später größere Stücke für zwei Violinen in Nachahmung solcher Musik zu komponieren, die ich mit meinem Lehrer oder einem Cousin zu spielen pflegte.” 1889 stirbt der Vater, Arnold ist 15. Er verlässt die Oberrealschule und tritt als Lehrling in die Privatbank Werner & Co. ein. Immer noch ist sein musikalischer Horizont begrenzt: “Alle Kompositionen, die ich vor meinem siebzehnten Jahr geschrieben habe, sind nichts als Imitationen solcher Musik, die mir zugänglich war. Die einzigen Quellen, aus denen ich schöpfen konnte, waren Violinduette und Arrangements von Opernpotpourris für zwei Violinen, wozu noch die Musik gerechnet werden darf, die ich durch Militärkapellen kennenlernte, die in öffentlichen Gärten Konzerte gaben.” Die ersten theoretischen Grundlagen des Komponierens erwirbt der 18-jährige aus Meyers Konversationslexikon: Unter dem Buchstaben S findet sich ein Artikel zur Sonatenhauptsatzform. Auch George Gershwin ­ Schönbergs Tennispartner, auf den er auch musikalisch große Stücke hielt ­ soll übrigens sein Klavierkonzert anhand einer Formenlehre entworfen haben.

 

Schönberg bricht aus dem ihm vorherbestimmten bürgerlichen Lebensweg aus, wird hauptberuflich Musiker. Er arbeitet als Chorleiter, in Gesangsvereinen oder, nördlich von Wien, beim Metallarbeiter-Sängerbund Stockerau. Am 18. Oktober 1901 heiratet er Mathilde, die Schwester seines Freundes und Förderers Alexander von Zemlinsky ­ eine schwierige Ehe, die mit dem Tod Mathildes im Jahr 1923 endet. Das junge Paar zieht nach Berlin, dort wird Schönberg Musiker am ersten deutschen Kabarett, dem “Überbrettl”. Bis in diese Zeit entstehen spätromantische Meisterwerke wie das Streichsextett “Verklärte Nacht” oder die Tondichtung “Pelleas und Melisande” (die übrigens selbst Mahler, der Schönberg sehr schätzte, “enorm kompliziert” vorkam).

 

1907 freundet sich Schönberg mit dem Maler Richard Gerstl an, der ihm Malunterricht gibt: eine künstlerische Tätigkeit von eigenem Rang, nicht bloß ein Hobby. Und dann explodiert Schönberg förmlich. 1908/09 entstehen jene Werke, mit denen er sich aus der gesamten abendländischen Musiktradition katapultiert: das 2. Streichquartett, die Klavierstücke op. 11 und die George-Lieder. Er reist, er dirigiert, immer am finanziellen Abgrund. Auf Anregung der betuchten Schauspielerin Albertine Zehme komponiert Schönberg ein Stück für Sprechgesang und Kammerensemble. Das meisterhafte “Pierrot lunaire” wurde sein vielleicht bekanntestes Stück, und wie Anton Weberns Bericht von der Uraufführung zeigt, wurde Schönberg nicht immer verkannt: “Am Schluss war nicht die Spur von Widerspruch. Schönberg und die Aufführenden mussten oft und oft kommen, vor allem natürlich Schönberg; man schrie im Saal nach ihm immer wieder. Es war ein unbedingter Erfolg.” Davon sollte es nicht viele geben in Schönbergs Leben. Mitte der Zwanziger perfektioniert Schönberg die Zwölftontechnik J. M. Hauers, bahnbrechend für die Kompositionskunst der Avantgarde. Doch kaum ist er endlich als Nachfolger Busonis Kompositionsprofessor in Berlin, entheben die Nazis den Juden seines Amtes. Er emigriert mit seiner zweiten Frau Gertrud in die USA. Schönberg kehrt zurück zur Religion seiner Väter. “Ein Überlebender aus Warschau” oder die unvollendete Oper “Moses und Aaron” zeigen dies auch musikalisch. Sein letztes Werk ist die Vertonung des Psalms 130: “Aus der Tiefe rufe ich zu dir, Herr.” Am 13. Juli 1951 ist Schönberg in Los Angeles gestorben.

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