Bruce Liu | Biografie

Biografie

Bruce Liu
“Bei so viel musikalischer Kunst steht außer Zweifel, dass die schönste Zukunft vor ihm liegt.”
The Classic Review
Es war im Oktober 2021, als der Pianist Bruce (Xiaoyu) Liu die Weltbühne betrat. Er gewann den 18. Internationalen Chopin-Klavierwettbewerb und errang als erster Kanadier überhaupt den ersten Preis in der langen Geschichte des renommierten Klavier-Concours. Frische, Dynamik und makellose Technik hatten sein Spiel ausgemacht während der fordernden Wettbewerbsrunden – »Poesie und Virtuosität in wunderbarem Gleichgewicht«, urteilte der Daily Telegraph beispielsweise über seine Interpretation von Chopins e-Moll-Konzert. Liu überzeugte nicht nur die Jury, in seinen ausverkauften Konzerten weltweit begeistert er seither ebenso Kritiker und Publikum. Und auch sonst kommt er an, der 24-jährige in Paris geborene Pianist zeigt sich in Interviews bescheiden, hat Sinn für Humor und ein kluges Interesse an Geschichte und Kultur der vielen Orte, die er seit Warschau angesteuert hat.
Am 29. März 2022, dem Weltklaviertag, unterzeichnete Liu einen Exklusivvertrag bei Deutsche Grammophon. In Zusammenarbeit mit dem Chopin-Institut hatte das Label zuvor bereits ein Album mit Livemomenten aus seinen verschiedenen Wettbewerbsetappen herausgebracht. Es erschien am 19. November 2021, nur einen Monat nach seinem großen Erfolg. Die Resonanz war einhellig. Liu habe »etwas durchweg Interessantes und durchweg Natürliches zu Chopins Musik beizutragen«, schrieb BBC Music Magazine, und zwar mit »seltener Sensibilität«, »ausgelassener Energie« und von »atemberaubender Schönheit«.  
Anlässlich des Vertragsabschlusses veröffentlicht Deutsche Grammophon am 1. April Lius Aufnahme von Chopins Nocturne in cis-Moll, KK IVa/16 als eSingle. Weitere eSingles folgen im Laufe des Jahres, und zeitgleich ist der Pianist mit der Konzeption von zwei Alben befasst. Auf seinem ersten widmet er sich Frankreich – der Musik von Chopin und Rameau –, was Lius durchaus privatem Wunsch entspricht, die Musik seines Geburtsortes zu erkunden. Auf dem zweiten Album wird unter anderem Tschaikowskys gewaltiges Zweites Klavierkonzert zu hören sein.
Zu jüngsten und zukünftigen Höhepunkten von Lius mittlerweile randvollem Konzertkalender zählen seine hochgelobten Debüts in Paris mit einem Chopin gewidmeten Programm (er habe »in seiner Symbiose von Tradition und Originalität für Aufsehen gesorgt«, schrieb etwa ResMusica) und in England mit Tschaikowskys Zweitem Klavierkonzert mit dem Philharmonia Orchestra und Santtu-Matias Rouvali (»eine aufschlussreiche und höchst originelle Aufführung«, »kalibriert durch feinste Nuancen und geschickt gesetzte dramatische Striche«, urteilte Seen and Heard International); sein Debüt mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg und Lionel Bringuier; eine sechs Konzerte umfassende Tournee durch Florida mit den Warschauer Philharmonikern und Andrey Boreyko und seine Rückkehr nach Europa in diesem Sommer, in dem er unter anderem auftreten wird beim Klavier-Festival Ruhr, Rheingau Musik Festival, Festival International de Piano de La Roque d’Anthéron, Gstaad Menuhin Festival, Duszniki International Chopin Piano Festival und dem Edinburgh Festival.
»Uns alle verbindet, dass wir uns unterscheiden«, stellt Bruce Liu gern fest. Er weiß, wovon er spricht. Am 8. Mai 1997 kam Liu als Sohn chinesischer Eltern in Paris zur Welt, zog im Alter von sechs Jahren mit seinem Vater nach Montreal, besuchte regelmäßig China und lernte wie nebenbei fließend Mandarin. Dieser Werdegang prägte sein künstlerisches Schaffen, in ihm verschmelzen europäische Raffinesse, nordamerikanischer Elan und die lange Tradition der chinesischen Kultur. Zwischen 2011 und 2018 studierte Liu bei Richard Raymond am Québecer Konservatorium für Musik und gewann in dieser Zeit im Alter von nur 15 Jahren den Wettbewerb des Orchestre symphonique de Montréal. Derzeit ist er Schüler von Dang Thai Son (Gewinner des 10. Internationalen Chopin-Wettbewerbs).
Liu ist mit einigen der weltführenden Ensembles aufgetreten, darunter das Cleveland Orchestra, Israel Philharmonic Orchestra, Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Orchestre symphonique de Montréal und das Philharmonia Orchestra. Und er war zu Gast in renommierten Konzerthäusern, so in der Royal Festival Hall in London, dem Pariser Théâtre des Champs-Élysées und dem Wiener Konzerthaus.
Der Anforderungen des Tournee- und Konzertbetriebs ist er sich bewusst. Gleichwohl möchte er sich von ihnen nicht überwältigen lassen und nimmt sich Zeit für seine Hobbys – Schwimmen, Schach, Kartfahren, Kino, Jazz und Geschichte, doch sagt er: »Wenn ich Klavier spiele, vergesse ich die Welt um mich. Musik hat eine Kraft, die mir hilft, in meiner Seele Klarschiff zu machen.«
3/2022