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Christian Thielemann
Christian Thielemann

Der Maestro und die Kinder

18.07.2007

Zwei Folgen sind bereits erschienen, eine mit dem Sänger Thomas Quasthoff, eine mit der Geigerin Hilary Hahn. Zwei Folgen des Kleinen Hörsaals, die bereits ein breites Echo in der Klassik-Welt gefunden haben. Es sei “gelungener Musikunterricht zum Anfassen mit weltbekannten Musikern”, urteilte das Magazin NDR Kultur und die kritische Süddeutsche Zeitung konstatierte: “Selbst die Eltern dürfen Neues erfahren”. Das Konzept geht also auf, die großen Stars des Konzertbetriebes mit Kindern in ein Studio zu setzen und sich gemeinsam Gedanken machen zu lassen, wie und warum Musik so ist, wie sie ist, und was die Künstler dazu beitragen können, sie für den Hörer zu einem Erlebnis zu machen. Und es hat allen Beteiligten derart Spaß gemacht, dass die Reihe unbedingt fortgesetzt werden musste. In der dritten Folge geht es daher um etwas, das für viele ein Buch mit sieben Siegeln ist: das Dirigieren. Und als Gesprächspartner steht kein Geringerer als Christian Thielemann Rede und Antwort.

Für den Maestro war es ebenfalls eine neue Erfahrung. “Ich hatte schon gedacht, wahrscheinlich hat man Kinder ausgewählt, die sich sehr viele Gedanken gemacht haben, aber die haben Stimmungen wiedergegeben, von denen ich gedacht habe, Neun- bis Dreizehnjährige würden die noch gar nicht so aufnehmen”, berichtet Christian Thielemann von den Stunden im Studio mit dem Team des “Kleinen Hörsaals”. “Ich finde faszinierend, wie tiefgreifende Gedanken sie sich gemacht haben, wie viel sie in die Musik hinein interpretieren. Ich bin sehr überrascht und ganz erfreut”. Tatsächlich haben es ihm die Kinder nicht eben leicht gemacht. Denn ihre Fragen gehen an die Substanz: Braucht ein Orchester eigentlich einen Dirigenten? Könnte es nicht auch alles alleine machen? Was passiert, wenn sich einer im Orchester verspielt? Woran kann man sich orientieren? Muss man unbedingt eine Partitur lesen oder reicht es schon, sich Aufnahmen von andern Dirigenten anzuhören? Und so weiter und so fort. Dabei stellt sich heraus, das es weitaus mehr zu fragen gibt, als man zunächst vermuten könnte. Denn gerade umfassendere sinfonische Musik wie die als Beispiel aufgeführte “Alpensinfonie” von Richard Strauss zeichnen sich durch ein weit verzweigtes Geflecht der Motive und Stimmungen aus, die von geübten Hörern erkannt werden, von den Novizen der Orchesterkunst jedoch erst entdeckt werden wollen.
 
Gerade an solchen Stellen wird es dann besonders spannend, wenn Christian Thielemann, der zur Zeit als Chef der Münchner Philharmoniker eines der wichtigsten Orchester hierzulande anleitet, aus dem Nähkästchen der Gestaltungskunst plaudert. Wenn er zeigt, wie man aus kleinen motivischen Momenten eine vom Komponisten intendierte Erscheinung werden lässt oder wie man bestimmte Farben und Atmosphären generiert. Spätestens dann sitzen nicht nur die Kinder vor der CD des “Kleinen Hörsaals”, sondern auch die Eltern der Nachwuchshörer, die auf diese Weise eine spannungsreiche und von Thielemann mit charmanter Lakonik präsentierte Einführung in die tieferen Geheimnisse des Dirigierens bekommen. Wieder ist es ein Geben und Nehmen zwischen dem Maestro und dem Nachwuchs (der wie der 13-jährige Moritz prompt Dirigent werden will) und am Schluss steht die Erkenntnis, dass Kunst auch das Resultat einer behutsamen, aber bestimmten Erziehung sein kann: “Mir ist heute wieder klar geworden, wie wichtig es ist, Kinder zu animieren, sich wirklich ungehemmt Gedanken zu machen, im besten, im spielerischen Sinne. Das unverkrampfte Herangehen ist wichtig, ohne dass man dabei sagt: ‘Oh, das könnte zu schwierig sein’. Das funktioniert nur, wenn Eltern ihre Kinder ungezwungen mit Musik aufwachsen lassen. Das Schlimmste ist es, frühzeitig ein Kind in eine Opernaufführung zu drängen, in die es nicht will. Gut, man muss auch mal einen freundschaftlichen Schubs kriegen. Also da muss man einfach gut auswählen”. Und am besten den “Kleinen Hörsaal” zur Hand nehmen.

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