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Schönbergs Idyll: Christian Thielemann

14.02.2001
Wo “Schönberg” draufsteht, ist nicht immer Schönberg drin. Bevor der Begründer der zweiten Wiener Schule die völlige Gleichberechtigung aller Töne als Grundlage für die Zwölftönigkeit entdeckte, war Schönberg ein Spätromantiker – und manche werden sagen, dass er es auch danach geblieben ist.
Die sinfonische Dichtung “Pelléas und Mélisande” ist ein Beispiel aus dieser frühen Zeit. Ähnlich wie in seinen expressionistischen Stücken späterer Jahre ist diese Musik auf rauschhafte Überwältigung hin komponiert, zugleich aber dicht gefügt, meisterhaft gebaut – Musik, die wie gerufen kommt für einen so versierten Kenner der Romantik wie Christian Thielemann. Seine Bayreuth-Auftritte werden von Kritik und Publikum gleichermaßen bejubelt. Seine Schumann-Aufnahmen für DG sind ebenfalls auf einhellige Begeisterung gestoßen: Thielemann dirigiert solche Musik mit derart sicherem Gefühl für den großen musikalischen Bogen, dass man ihn selbst für einen Romantiker halten möchte. Das ist er sicherlich auch ein bisschen, denn warum sonst hätte er Schönbergs Tondichtung mit dem “Siegfried-Idyll” von Richard Wagner kombiniert, eine der herzergreifendsten Love Storys der romantischen Musik?