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Sofia Gubaidulina – Die bescheidene Grande Dame

Sofia Gubaidulina
© F. Hoffmann-La Roche Ltd
04.09.2019

Am 13. September jährt sich der Geburtstag von Clara Schumann zum 200. Mal. Das Jubiläum dieser außergewöhnlichen Frau ist Anlass für eine siebenteilige Reihe bei KlassikAkzente, die sich Komponistinnen damals und heute widmet. Oft verkannt, heute verehrt und mit gutem Grund (neu) entdeckt, bereicherten und bereichern sie die Welt der Musik.

Der Ursprung des Klangs liegt in der Stille und schon immer hat Sofia Gubaidulina diese Quelle für sich gesucht. “Ernste Musik hat eine wichtige innere Aufgabe. Sie stellt die notwendige Distanz zur Außenwelt her… Ich persönlich leide unter der Außenwelt. Das Leben ist sehr interessant, aber oberflächlich”, so Gubaidulina. Sie selbst ist dieser Oberflächlichkeit entflohen und lebt seit 1992 in einem kleinen Dorf nahe Hamburg. Dort schöpft sie Stille und die Kraft der Natur und ist gleichzeitig höchst präsent in der zeitgenössischen Musikszene.

Von der tartarischen Republik in die Welt

Sofia Gubaidulina wurde 1931 in Tschistopol, einer Stadt in der tartarischen Republik, geboren und studierte später Komposition und Klavier am Konservatorium von Kasan und in Moskau. Schon bald haderte sie mit den Vorgaben des Systems und konnte ihre eigene Musik lange nur im Verborgenen schreiben. Zum prägenden Mentor wurde für sie kein Geringerer als Dmitri Schostakowitsch, der sie ermutigte, ihren als “falsch” deklarierten und hindernisreichen Weg fortzusetzen. So sagte Gubaidulina: “Dmitri Schostakowitsch war für mich eine sehr wichtige Persönlichkeit – als Mensch und als Komponist”. Ähnlich wertvoll und folgenreich war darüber hinaus ihre Freundschaft mit Gidon Kremer, der wesentlich zu Gubaidulinas Bekanntwerden und Erfolg im Westen beitrug. So motivierte er sie zur Komposition ihres ersten Violinkonzerts “Offertorium”, das er 1981 uraufführte und fortan auf verschiedenen Bühnen in der ganzen Welt spielte. Heute zählt Gubaidulina zusammen mit Alfred Schnittke und Edisson Denissow zu den renommiertesten Komponisten Russlands und komponiert für die führenden Interpreten und Ensembles unserer Zeit, darunter Simon Rattle, Anne-Sophie Mutter, David Geringas, das Kronos Quartett und das Concertgebouworkest.

Originell, packend, gewichtig – Gubaidulinas reiches Werk

“Das Wesentliche der Seele geht über ins Werk”, sagt Gubaidulina, und diese konzentrierte Intensität ist hörbar. Gleichwohl Gubaidulinas Musik reich ist an Bezügen auf die musikalische Tradition und an Anklängen an Komponisten wie Bach, Messiaen, Schostakowitsch oder Ligeti, zeugt ihre Tonsprache von großer Eigenständigkeit und stilistischer Originalität. Dabei sticht bei all ihren Werken eine formale und dramaturgische Klarheit ins Auge, die mit einer intuitiv packenden Emotionalität im Ausdruck einhergeht. Sprechend, assoziationsreich und oft geprägt von Gubaidulinas Spiel mit Zahlenverhältnissen und der Freiheit der Improvisation, ist ihr Oeuvre von ebenso großer Komplexität wie Eingängigkeit. Neben der Stille und der Natur ist der Glaube für Gubaidulinas stetige Inspiration. Entsprechend findet sich in den Werken der religiös tief verwurzelten Komponistin immer wieder das Symbol des Kreuzes, etwa in ihrer “Johannes-Passion”, und sucht die Künstlerin mit ihrer Musik eine Verbindung zum Schöpfer im ursprünglichen Sinne. So sagt sie selbst: “Ich bin überzeugt davon, dass die Kunst ihre Hauptwurzeln in der Religion hat. Das ist eine Dimension, die uns mit Vollkommenheit, mit absoluter Wahrheit verbindet.” Oft tragen ihre Stücke gewichtige Titel wie “De profundis”, “Am Rande des Abgrunds” oder “Warum?”, wobei reine Instrumentalkompositionen einen Schwerpunkt einnehmen, von spektakulären Ausnahmen wie etwa der “Johannespassion” abgesehen. “Eine gute Komposition sollte also unbedingt ihre logische Struktur, ihren dramaturgisch gezielten Aufbau haben und zugleich erschüttern, die Gefühle des Hörers schonungslos aufwühlen”, so hat Gubaidulina es selbst einmal formuliert. In ihren Werken gelingt ihr dieser Balanceakt auf faszinierende Art und Weise.

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