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Franco Fagioli
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Gefühlsstarke Arien – Cencics Glanzauftritt in Vincis Oper "Catone in Utica"

Max Emanuel Cencic
© Decca
12.05.2015

Jahr für Jahr präsentiert er der Opernwelt neue Schätze. Die Reihe seiner geborgenen Meisterwerke reißt nicht ab, und wenn man Cencic bereits auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn wähnt, dann zieht er einen weiteren Joker und macht unmissverständlich klar, dass seine Mission noch lange nicht zu Ende ist – seine Mission, das heißt: geeignetes Repertoire für das Fach des Countertenors zu finden und es in vollendeter Gestalt dem Publikum darzubieten.

Unverzichtbares Genie

Als sei der fulminante Erfolg, den er mit seiner Wiederentdeckung der Oper “Artaserse” erzielte, noch nicht genug, weist Cencic als Produzent und Interpret jetzt auf ein weiteres Meisterwerk des vergessenen Barockkomponisten Leonardo Vinci hin. Mit dessen Oper “Catone in Utica”, die ab sofort in einer Gesamteinspielung (3 CDs) erhältlich ist, demonstriert der passionierte Sänger in bewährter Zusammenarbeit mit dem Barockensemble “il pomo d’oro” unter der Leitung des Geigers Riccardo Minasi, dass Leonardo Vinci eine unverzichtbare Größe des Barock ist. Die fabelhaften Arien dieses Genies und seine brillanten Vertonungen dramatischer Stoffe sind unbedingt wiederzuentdecken. Vinci, dessen Lebenszeit in die Jahre 1690 bis 1730 fiel, war in seiner Epoche ein Star. Seine musikalische Größe war allgemein anerkannt, und das galt nicht nur für Italien, wo seine Opern in Rom, Venedig und Neapel mit großer Begeisterung aufgenommen wurden, sondern weit darüber hinaus. So bestritt zum Beispiel Händel einen Opernabend in London mit Arien von Leonardo Vinci.

Prächtige Arien

Der italienische Komponist, um dessen frühen Tod sich abenteuerliche Mythen ranken (er soll wegen einer Liebesaffäre vergiftet worden sein), trat 1725 die Nachfolge Alessandro Scarlattis als Leiter der Königlichen Hofkapelle in Neapel an. Musikalisch setzte er sich jedoch von seinem Vorgänger ab. Seine Opern haben ein eigenes Gepräge. Sie sind mächtiger angelegt und wie geschaffen für Singstimmen, die sich mit mondäner Eleganz und weich fließenden Koloraturen in Szene zu setzen wissen. Vincis Opern bestehen aus zahlreichen Arien, die im Wechsel mit Rezitativen das dramatische Geschehen verdichten.

“Catone in Utica” besitzt allein 26 solcher Arien, die mit funkelnder Pracht und ergreifenden Melodien ausgestattet sind. Die Hörer der nun vorliegenden Einspielung, entstanden 2014 in einer Koproduktion von Decca und Parnassus Arts in der Villa San Fermo/Lonigo, dürfen sich auf einen ganzen Strauß prächtiger Arien freuen. Im Gegensatz zu Scarlatti, der den Gesang nur von wenigen Instrumenten begleiten ließ, schuf Vinci voluminöse Klangräume, in denen das melodiöse Element deutlicher hervortritt und die Sänger sanft getragen werden. Dadurch kommen sie besonders gut zur Geltung.

Mitreißende Dramatik

Das ist gewiss auch nötig, denn an den Sängern hängt die Vermittlung des dramatischen Stoffes, und bei Vinci müssen sie Rollen verkörpern, die ihnen emotional alles abverlangen. Die enorme dramatische Kraft seiner Opern verdankt Vinci seinem Freund Pietro Metastasio, der etliche Libretti für ihn verfasste, darunter auch das zu der 1728 in Rom uraufgeführten Oper “Catone in Utica”. Der Text enthält alles, was eine spannungsgeladene Oper braucht: Liebeswahn, Machtränke, verletzte Ehrgefühle und Kampf um Gerechtigkeit. Im Zentrum der Oper steht die unauflösliche Spannung zwischen erotischer Liebe und politischer Macht.

Cato (Juan Sancho) kämpft für das freiheitliche Rom gegen die Diktatur Cäsars (Franco Fagioli). Um seine republikanische Seite zu stärken, möchte er seine Tochter Marzia (Valer Sabadus) mit dem verbündeten Prinzen von Numidien, Arbace (Max Cencic), verheiraten. Doch Marzia liebt Cäsar und versucht die Hochzeit zu torpedieren. Aus dieser tragischen Grundkonstellation entwickelt sich in der Folge ein mitreißendes Drama, an dessen Ende der Selbstmord Catos und Marzias Einwilligung in die Heirat mit Arbace stehen. Cäsar gewinnt zwar den Krieg gegen Cato, verliert aber seine Liebe.

Die Gefühlsaufwallung und Dramatik ist der Musik stets anzuhören. Countertenor Valer Sabadus singt eine leidenschaftliche Marzia, und Cäsar wird von Franco Fagioli angemessen herrschsüchtig interpretiert. Cencic selbst glänzt in der Rolle des Arbace, den er mit viel Gefühl und innerer Komplexität ausstattet. Eine wahrhaft meisterliche Aufnahme, an deren Gelingen auch Vince Yi und Martin Mitterrutzner in den Nebenrollen der Emilia und des Fulvio maßgeblichen Anteil haben.

 

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