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Hagen Quartett

Eckpunkte

14.11.2003

Beethoven steht für die Rückbesinnung auf die Grundlagen. Zwar kümmert sich das österreichische Hagen Quartett auch um moderne Komponisten. Doch immer wieder kehrt es zu Beethoven zurück, um sich bei dessen außergewöhnlichem Schaffen der eigenen künstlerischen Progression rückzuversichern. Die neueste Folge dieser Selbstdefinitionen kümmert sich um das frühe “Streichquartett op.18 Nr.1, F-Dur” und das mittlere “Streichquartett op. 59 Nr.1, F-Dur”.

Klavier fiel ihm leichter. Mit der Kammermusik quälte sich Beethoven deutlich mehr. Immerhin hatte er zum Beispiel mit seinen Quartetten sich an großen Vorbildern von Haydn bis Mozart zu messen, die die formalen Möglichkeiten des Genres mit normsetzender Kunstfertigkeit bestimmt hatten. Nachdem Beethoven zum Beispiel 1799 ein Manuskript seines “Streichquartetts op.18 Nr.1 F-Dur” einem Freund namens Karl Amenda geschenkt hatte, erbat er es kaum zwei Jahre später zurück, um es nach eigenen Angaben kräftig zu überarbeiten: “Dein Quartett gib nur ja nicht weiter, weil […] ich erst jetzt recht Quartetten zu schreiben weiß, was du schon sehen wirst”. Tatsächlich war bereits ein anderes Werk auf der Grundlage des ersten entstanden, das Beethoven weitaus reifer vorkam. Der Vergleich der beiden Versionen zeigt dabei, wie nachhaltig sich der Komponist um eine markante und individuelle Ausdrucksform bemühte, die über die Vorgaben seiner Zeit hinausreichte.

 

Ein paar Jahre später hingegen wirkte Beethoven gefestigt in seiner Tonsprache und gestalteten das “Streichquartett op.59 Nr.1, F-Dur” in mancher Hinsicht als Herausforderung. Das war zunächst die Länge. Mit einer knappen Dreiviertelstunde stellt sich das Werk als außerordentlich gedehnt vor (was Beethoven auch reichlich zeitgenössische Kritik einbrachte). Dem musikbegeisterten Fürsten Andreas Kyrillowitsch Rasumowksy gewidmet, integrierte er zwar ein paar russische Motivanklänge in das Werk. Ansonsten jedoch machte der Komponist wenig Zugeständnisse an den typischen Geschmack und die interpretatorischen Möglichkeiten der zeitgenössischen Ensembles. Jedenfalls gehört die komplexe kollektive Linienführung der unkonventionell verteilten Stimmen zum kompliziertesten, was die klassische Quartettliteratur zu bieten hat.

 

Das Salzburger Hagen Quartett ließ sich daher auch Zeit mit der CD-Einspielung von op.59 Nr.1. Bereits mehrere Quartett-Alben mit Beethoven-Stücken gingen dieser Interpretation voraus, die im April vergangenen Jahres und im Januar 2003 (“op.18 Nr.1”) auf Schloss Mondsee entstand. Das erfahrene Ensemble, das bereits seit den Jugendtagen am Mozarteum in den frühen Achtzigern zusammenarbeitet, kann dabei aus einer sicheren Position gemeinsamen Verständnisses heraus agieren, das gerade in der dynamischen Feinarbeit ungewöhnliche Finesse in den Details erkennen lässt. Egal ob früh oder mittel, Beethoven erscheint hier als Visionär, dessen strukturelle und melodischen Kraft vieles überstrahlt, was bis zu diesem Zeitpunkt musikalisch entstanden war. So gelingt dem Hagen Quartett ein weiteres Meisterstück in seiner Beethovensammlung, das sich mühelos in die Linie der zum Teil preisgekrönten Vorgänger einpasst.

Beethoven: String Quartets Op. 18 No. 1 & Op. 59 No.1 0028947423423
BEETHOVEN String Quart. 18/1 59/1 Hagen
1. Okt. 2003

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