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Hélène Grimaud
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Hélène Grimaud - Inside

20.02.2004

Universal Classics Promotion Managerin Anne Olschewski über die Pianistin Hélène Grimaud, die am 23. Februar ihr Deutsche Grammophon Debüt-Album “Credo” veröffentlicht.

“Beängstigend intelligent”, war das Urteil eines Dokumentarfilmers, der mit Hélène Grimaud letzten Freitag im Steinway Haus der Hardenbergstrasse in Berlin einen Drehtermin für “Kulturreport” (Sendetermin: voraussichtlich ARD 29.2.2004 ca. 22:45) wahrnahm. Ein schreibender Journalist aus Hamburg, der sie den Tag zuvor getroffen hatte, sagte, dass er selten Künstler interviewt hätte, die so viel Substanzielles von sich geben. Tatsächlich verlies keiner der Journalisten das Universal Music Gebäude, wo ich im achten Stock einen Interviewtag organisiert hatte, ohne zu äußern, dass er das Zusammentreffen mit Grimaud anregend und außergewöhnlich empfunden hätte. Ich glaube, es ist fast unmöglich sich der natürlichen Ausstrahlung und charismatischen Intelligenz von Hélène Grimaud zu entziehen. Das geht mir auch nicht anders. Ich weiß nicht, ob ich einem selbstkonstruierten Klischee aufsitze, wenn ich behaupte, dass die leidenschaftliche, für mich manchmal fast ungestüme Intensität, mit der sie musiziert, ein Wesenszug ist, der unmittelbar spürbar ist, wenn man ihr begegnet. Und der vermutlich jeden – jenseits ihrer Beredtheit und aparten Schönheit – in ihren Bann zieht.

 

Das Programm von “Credo” hat sie sich selbst auf den Leib geschneidert. In meiner Beobachtung ist diese Art von konzeptioneller Herangehensweise nicht selbstverständlich in der Welt der Klassik. Ich denke nicht, dass besonders viele Pianisten auf die Idee kämen, auf den ersten Blick so unzusammenhängende Stücke wie Coriglianos “Fantasia on an Ostinato” mit Beethovens Sturmsonate und vergleichsweise selten eingespielter Chorfantasie dann auch noch mit Arvo Pärts “Credo” zu paaren. Liest man jedoch im Booklet der CD die Gedanken basierend auf dem Universalismus der deutschen Romantik, die Grimaud sich zum Konzept ihrer ersten Deutsche Grammophon Veröffentlichung gemacht hat, und hört sich diese Stücke in ihrer Interpretation an, dann wird der rote Faden erkennbar und fühlbar. So sehr der intellektuelle Überbau, der dem Konzept dieser CD zugrunde liegt, überzeugt, die Musik berührt mich, weil sie mit Eigensinn und Intensität gespielt ist, weil sie für mich eine Materialisierung des Wesens der Künstlerin ist.

 

Das ist eigentlich selbstverständlich und bei vielen erstklassigen Klassik-Interpreten so, dass sie mit ihrer Musik ein Stückchen von ihrer Persönlichkeit preisgeben, aber in diesem Fall ist es doch speziell. Persönlicher, tief gehender, echter. Dazu passt, dass Grimaud beim Mittagessen an unserem Pressetag in Berlin erzählt, dass Musik für sie dann lebendig bleibt, wenn der Interpret den Kompositionen einen eigenen Stempel aufdrückt. Ich selbst bin zwar mit Klassik aufgewachsen, da meine Eltern Musiker sind, aber ich habe als Jugendliche sehr gegen die strengen Regeln der Klassikwelt rebelliert und höre auch als Erwachsene viel Jazz, Weltmusik und Pop. Dort ist es viel selbstverständlicher, dass ein Sänger oder Musiker dem Ausdruck verleiht, was in ihm ist und frei mit den musikalischen Traditionen, Stilen und technischen Möglichkeiten spielt.

 

In der Welt der Klassik habe ich oft den Eindruck, dass stillschweigend eingefordert wird, dass der Interpret den Geist des Stückes so erfassen soll, wie es in die Partitur eingeschrieben ist. Sofern das möglich ist. Man fragt danach: Was wollte Beethoven? und nicht: Was will ich mit Beethoven tun? Ich habe sogar den Eindruck, dass es sanktioniert wird, wenn musikalische Konzepte und Projekte sich zu weit von dem entfernen, was in den Noten steht. Vermutlich bin ich auch deshalb ein Fan von Hélène Grimaud, weil mir diese entwicklungsfeindliche Haltung nicht gefällt.

Arvo Pärt sagte nach der Aufnahme, bei der er anwesend war: "Es ist immer ein besonderes Ereignis, wenn derart exzellente Interpreten zusammen musizieren. Und manchmal kann dies auch zu Entdeckungen führen. Auch bei Werken, die schon oftmals gespielt wurden. Ich glaube, dass dies heute der Fall war. Ich bin froh, dass mein altes “Credo” ein neues Gewand gewonnen hat." Über Pärt geht das Gerücht, dass er von den Interpreten seiner Musik sehr großen Gehorsam gegenüber der Partitur und somit seinen Vorstellungen einfordert. Hélène Grimaud hat er offenbar die Freiheit zugestanden, die sie sich ohnehin genommen hätte.

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