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Magdalena Kozena
Magdalena Kozena

Kam, sah, liebte!

18.07.2003

Von all den historischen Gestalten des Abendlandes ist Julius Cäsar eine der bekanntesten. Das mag an seinen militärisch-politischen Erfolgen liegen, vielleicht an der geschickten Werbung, die die Chronisten von Anfang an um ihn inszenierten, oder an seinem spektakulären Tod. Es hängt aber auch mit seinem Privatleben zusammen, das ihn ausgerechnet mit Kleopatra zusammen führte. Ein wunderbarer Stoff für Opern also, mit Macht, Reichtum, Politik, Leidenschaft und Tragik. Genau das, was Georg Friedrich Händel für sein barockes Publikum brauchte.

Am 20. Februar 1724 war es soweit. Am Londoner King’s Theatre hob sich der Vorhang für die Premiere von “Giulio Cesare in Egitto”. Es wurde eine opulente Vorstellung. Die Oper war aufwändiger instrumentiert als alle früheren Werke des beliebten Komponisten. Händel hatte Stars der Szene wie den Altkastraten Senesino für die Titelrolle und Francesca Cuzzoni als Kleopatra verpflichten können. Der Inhalt war wie geschaffen für die voyeuristischen Bedürfnisse seiner Zuhörer, die mittels der historisch verbürgten Liebesaffaire der beiden Berühmtheiten, ergänzt um die Figuren der trauernden Cornelia und des rachsüchtigen Sextus, ein wenig an der Privatsphäre den Mächtigen teilzuhaben meinten. Schließlich war auch die Geschichte an sich bekannt, weil bereits von Kollegen wie Antonio Sartorio in Szene gesetzt. So deutete alles darauf hin, dass die Vorstellung ein Erfolg werden könnte. Und tatsächlich: Die Oper musste nach der Premiere noch zwölf Mal vor vollem Haus wiederholt werden. Sie stand 1725, 1739 und 1732 abermals auf dem Spielplan und galt fortan als eines der erfolgreichsten Werke des Komponisten, als “eine Oper, die Schönheit aller Art im Überfluss bietet” (Charles Burney).

 

Händel und sein Textdichter Nicolai Francesco Haym hatten einen Hit gelandet. Die Begeisterung des Publikums hing aber nicht nur von dem schillernden Stoff ab. Vor allem war der Komponist musikalisch ein wenig weiter gegangen als sonst und hatte auf die üblichen Stereotypen der Darstellung verzichtet. Die wichtigen Charaktere sind dem Libretto gemäß differenziert ausgestaltet und stellenweise mit außergewöhnlichen motivischen Details versetzt. Als Cäsar etwa im Anschluss an den Meuchelmord an Pompeius zum Philosophen über Tod und Vergänglichkeit wird, lässt ihn Händel in gis-Moll singen, einer finsteren und unüblichen Tonart, die das Accompagnato-Rezitativ “Alma del grand Pompeo” augurisch düster wirken lässt. Die ganze Oper ist bestimmt von derart präziser Stimmungslenkung und Klangdramaturgie, dass sie eben nicht nur wie eine Anekdotensammlung, sondern wie eine wirkliche Anteilnahme an den Emotionen der Figur erscheint.

 

Das ist einer der Gründe, warum “Giulio Cesare” auch beinahe dreihundert Jahre nach der Uraufführung noch immer einen immensen Reiz auf die Künstler und Interpreten ausübt. Der in Paris geborene, als Spezialist für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts geltende Dirigent Marc Minkowski hat sie sich mit Bedacht ausgewählt, nachdem er das Werk bereits für Aufführung wie an der Nederlandse Opera 2001 erarbeitet hatte. Als Ausführende stehen ihm Les Musiciens Du Louvre zur Seite, ein Ensemble, das er 1982 zur Pflege der historischen Klänge mit Originalinstrumenten gegründet hatte. Dazu kommen ausgezeichnete Solisten und Solistinnen wie Marijana Mijanovic (Giulio Cesare), Magdalena Kozená (Cleopatra) und Anne-Sofie von Otter (Sesto), die der Liveaufnahme vom November 2002 aus dem Wiener Konzerthaus die nötige Farbe verleihen. So gelingt es, ein wenig von der Atmosphäre zu rekonstruieren, die die barocken Hörer begeistert haben dürfte, ohne die Grenze der Mystifizierung der Vergangenheit zu überschreiten. Durch Minkowski wirkt Händel frischer als mancher zeitgenössische Tonsetzer, allein durch Sorgfalt und Umsicht der Behandlung, die er mit seinen Künstlern den Vorlagen widmet. Schön, stil- und würdevoll.

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