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Martha Argerich
Martha Argerich

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16.05.2003

Schnell musste es gehen. Seit ihrem Prokofjew-Konzert von 1967 war Martha Argerich hoch im Kurs der Kunstliebhaber. Nachfolger für die umjubelte Aufnahme wurden gesucht, der junge Claudio Abbado sollte die Londoner Symphoniker anleiten. Nur leider war über Monate hinweg kein freier Saal in der Themsestadt zu finden. Als sich dann durch Zufall ein Termin in der Walthamstow Twon Hall ausfiel, griff die Deutsche Grammophon zu und produzierte im Eilverfahren eine Einspielung zweier romantischer Klavierkonzerte, die bald darauf zu Argerichs größten Erfolgen zählte.

Tage wie der 12. Februar 1968 sind bis heute in der Musikbrache die Seltenheit. Mittags um 13 Uhr konnten die Techniker in den Raum. Eine Stunde später sollten alle Mikrofone montiert sein, die Musiker sich auf der Bühne einfinden und die Bänder laufen. Durch viele Zufälle und die immense Professionalität aller Beteiligten gelang es tatsächlich, den Zeitplan einzuhalten und in nur vier Sitzungen Chopins “Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 e-moll, op. 11” und Liszts “Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 Es-Dur” festzuhalten. Mehr noch: Aus den hurtigen Versionen wurden legendäre Aufnahmen, die sowohl den Ruf der Solistin, als auch den des Dirigenten international fundamentierten. Beide Künstler waren noch vergleichsweise kurz im Geschäft, hatten aber bereits eine klare Vorstellung davon, wie ihre interpretatorischen Grundideen aussahen.

 

Der Aufnahmeleiter Heinz Wildhagen erinnerte sich mit einigem Wohlbehagen an diese ungewöhnlichen Momente musikalischer Kreativität: “Martha Argerichs Können war damals praktisch einzigartig, und auch heutzutage, wo der technische Standard sich maßlos gesteigert hat, braucht sie keinen Vergleich zu scheuen. Sie war höchst sympathisch, freundlich und spontan, und die Arbeit mit ihr war großartig. Man konnte sich für diese Aufnahmen keinen besseren Dirigenten wünschen als den jungen Claudio Abbado mit seiner glasklaren Schlagtechnik und seiner Ungeduld bei jeder Zeitverschwendung. Offensichtlich durch die Solistin inspiriert, spielte das London Symphony Orchestra in Höchstform – ich erinnere besonders an die Fagottsoli im Chopinkonzert”.

 

Das Repertoire, das sich Abbado und Argerich ausgewählt hatten, war riskant. Sowohl das Chopin-Klavierkonzert als auch das Pendant von Liszt gehörten nicht zu den wirklichen Favoriten der Hörer. Im Unterschied zu den Rennern des Romantik-Repertoires von Tschaikowsky, Schumann oder Grieg wirkten sie uneinheitlicher, im Falle Chopin wie ein Entgegenkommen an der Publikumsgeschmack seiner Epoche, bei Liszt wiederum wie ein Schaustück für Virtuosen, die ihre Fingerfertigkeit beweisen wollten. Gerade deshalb aber gelang es dem energetischen Zweigespann, mit ihren Interpretationen Maßstäbe zu setzten. Denn sie ließen sich nicht auf die vordergründige Kraft des Pathos ein, sondern arbeiteten exakt und individuell an der Motivik, an den gestalterischen Nuancen und dynamischen, melodischen, strukturellen Feinheiten. So gelangen zwei Meisterstücke, die, wie im Falle Liszts, sogar von der strengen Kritik geliebt wurden. Wie etwa von Joachim Kaiser, der in seinem Standardwerk “Große Pianisten unserer Zeit” darüber schrieb: “Wenn Martha Argerich dieses Stück spielt – klug melodisch-rhapsodisch in den langsamen Partien, ungeheuerlich, ja geradezu berauscht brillant und wagemutig bei den Steigerungen – dann geschieht etwas Singuläres. Und die feurige, enthüllende Virtuosität, mit der Martha Argerich den letzten Satz, also das Allegro animato, anstimmt, stellt alles in den Schatten”.

 

Die Referenz:

 

“Es sind glänzende junge Musiker am Werk, die Werke werden mit einem gewissen sportlichen Elan angegangen; Martha Argerich macht ihrem Ruf einer ausgezeichneten Könnerin alle Ehre und spielt mit schlanker, unaufdringlicher Virtuosität.” (I.Harden in FonoForum 11/67)

 

Näheres zur Referenz-Reihe unter http://www.referenzaufnahmen.de

Martha Argerich - Chopin: Piano Concerto No. 1 in E Minor,  Op. 11eAlbum Cover
CHOPIN Piano Concerto No. 1 / Argerich
14. Mai 2021

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