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Martha Argerich
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Martha Argerichs Triumph

Martha Argerich am Klavier und Aufnahmen aus dem Studio des WDR  © Werner Neumeister
© Werner Neumeister
20.01.2010

Ungläubig blickten die Juroren in die Runde. Was sie da eben erlebt hatten, grenzte an ein Wunder. Da war eine junge Argentinierin auf der Bühne in Warschau erschienen und hatte es scheinbar mühelos geschafft, nicht nur den renommierten, als enorm anspruchsvoll geltenden Chopin-Wettbewerb 1965 für sich zu entscheiden, sondern darüber hinaus Interpretationen geboten, die von da an als Non Plus Ultra der Spielkunst in Bezug auf das Schaffen des polnischen Klavier-Genius gelten mussten. Für Martha Argerich war es jedenfalls der endgültige Durchbruch auf dem internationalen Parkett, der ihr zahlreiche Angebote aus aller Welt eintrug. Unter anderem wurde sie auch nach Köln und Berlin eingeladen, um dort zwei Jahre später eine Kostprobe ihres Könnens zu präsentieren. Eine glückliche Fügung führte dazu, dass diese Konzerte mit Chopin nicht nur aufgenommen, sondern jetzt auch wieder gefunden wurden. So startet das Jubiläums-Jahr mit bislang unveröffentlichten Raritäten von einer der größten Pianistinnen unserer Zeit.

Die Talentscouts der Deutschen Grammophon hatten einen guten Riecher. Gerade einmal 19 Jahre war Martha Argerich alt, als sie anno 1960 ihre ersten Aufnahmen für die Plattenfirma machte, fünf Jahre vor dem Wunder von Warschau, das sie schließlich weltweit berühmt machen sollten. Vieles wurde daraufhin original von den Technikern des Hauses festgehalten und fundamentierte den Ruf der Argentinierin als eine der inspiriertesten und vitalsten Pianistinnen, die das Instrument bislang hatte erleben dürfen. Schließlich hatte sie bereits am Anfang einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon unterschieben, der im Prinzip alle Studio- und Live-Aufnahmen umfasst. Und doch: Ausnahmen bestätigen die Regel. Hie und da gab es auch für andere Institutionen Möglichkeiten, Konzerte mit Martha Argerich mitzuschneiden, so wie im Jahr 1967 für die Rundfunkanstalten WDR und RIAS Berlin. Zumeist waren solche Ereignisse mit Sendeklauseln versehen, die beispielsweise eine einmalige Übertragung erlaubten. Meistens führten solche Abmachungen auch dazu, dass die Archivalien dann irgendwann gelöscht wurden, zumal Tonbänder in damaligen Zeiten wertvolle Rohmaterialien darstellten, die häufig mehrfach genutzt wurden.

Im Fall von drei Martha-Argerich-Gastspielen aber haben die Fans Glück, dass von dieser Praxis Abstand genommen worden war und die Bänder in den Archiven des WDRs in Köln und von Deutschlandradio Kultur in Berlin landeten. Dort wurden die Schätze nun wieder entdeckt, einer sorgfältigen technischen Restaurierung und einem zeitgemäßen Remastering unterzogen, so dass sie nun in wunderbarer Klangqualität als eine der historischen Sensationen zum Chopin-Jahr erstrahlen können. Beim WDR wurden drei „Mazurken op.59“ vom 31.Oktober 1967 entdeckt. Im Berliner Archiv wiederum fanden sich eine herausragende Aufnahme der „3.Klaviersonate h-Moll, op.58“, die Martha Argerich bei einem Gastspiel im März 1967 in der Hochschule der Künste vorgestellt hatte. Am 3.Dezember desselben Jahres wiederum machte sie im Studio Lankwitz von RIAS Berlin Station, um sich der „Étude cis-Moll, op.10/4“, dem „Nocturne F-Dur, op. 15/1“, dem „Nocture Es-Dur op.55/2“ und fünf weiteren Mazurken zu widmen.

Darüber hinaus stießen die Archivhistoriker noch auf eine weitere Rarität. Denn bereits am 26.Januar 1959, noch bevor Martha Argerich ihre Karriere gemeinsam mit der Deutschen Grammophon startete, war sie schon einmal beim RIAS Berlin im Studio 7 zu Gast und hatte bei dieser Gelegenheit die „Ballade Nr.1, g-Moll, op.23“ angestimmt, die prompt ebenfalls noch auf Band vorhanden war. „Argerich spielt Chopin“ ist daher ein wahres Füllhorn der Entdeckungen für die Fans der Klavierliteratur im Allgemeinen und der großen Pianistin im Speziellen. Denn hier wird nicht nur bislang unveröffentlichte Musik, sondern eine wichtige Facette zur Spielkunst überhaupt präsentiert. Gerade die Mazurken, die aufgrund ihrer kompositorischen Singularität und musikalische Intensität zu den am schwersten unprätentiös zu spielenden Werken Frédéric Chopins gehören, geraten unter ihrer Ägide zu Perlen des Repertoires, deren fein differenzierte Spannungsführung und transparente Kantabilität in Verbindung mit dem subtil gewichteten Tanzcharakter süchtig machen können. Bei „Argerich spielt Chopin“ treffen daher mehrere Glücksfälle aufeinander: Die Sorgfalt der Archivare, die Genialität der Kompositionen und die künstlerische Größe einer Interpretin, die Musik erblühen lassen kann.

Mehr Informationen:

Martha Argerich Künstlerseite auf KlassikAkzente

Chopin 200 Jahre Jubiläumsseite

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FRÉDÉRIC CHOPIN Martha Argerich
15. Jan. 2010

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