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Herbert von Karajan
Herbert von Karajan

Abschied mit Stil

16.04.2008

Sieben Jahre waren genug, um sich auseinander zu leben. Anno 1957 war Herbert von Karajan als künstlerischer Leiter an die Wiener Oper gerufen worden, nur kurz, nachdem ihn die Berliner Philharmoniker zu ihrem Chef auf Lebenszeit gewählt hatten. Bereits 1964 verabschiedete der Dirigent sich wieder von der Spitze der renommierten Bühne, nachdem er sie vor Grund auf umstrukturiert hatte und schließlich mit den Produktionsbedingungen nicht mehr einverstanden war. Er ging, aber er nahm dem Hut mit einem Feuerwerk, einer von ihm rundum betreuten Neuinszenierung vor Richard Strauss “Frau ohne Schatten”. Die Rundfunktechniker des ORF waren dabei und so entstand eine historische Aufführung, die bis auf wenige Ausnahmen von Kritik und Publikum bejubelt wurde. Anlässlich des Jubiläumsjahres nun liegt die Aufnahme dieses legendären Opernspektakels als ausführlich kommentierte 3CD-Box vor. Die Demission hatte Herbert von Karajan schon eingereicht. Das hinderte ihn aber nicht daran, am 11. Juni 1964 an der Wiener Oper die “Frau ohne Schatten” von Richard Strauss zu dirigieren. Anlass war der 100. Geburtstag des Komponisten, verknüpft mit der Erinnerung an die Uraufführung des Werkes, die an gleicher Stelle im Jahr 1919 stattgefunden hatte.

Gleich mehrere Gründe also für Herbert von Karajan, sich ausgerechnet diesem Stück, das als kompliziert, aufwändig und schwer spielbar galt, zu widmen. Aus der Perspektive der Nachwelt stellte sich heraus, dass er mit seiner Art der Interpretation, der Inszenierung und Strukturierung seiner Zeit voraus war. Allerdings nahm er sich auch einige Freiheiten. Einige Szenen wurden gekürzt und der Machbarkeit halber umgestellt, was bis auf den Strauss-Kenner und Kritiker Heinrich Kralik in der Tageszeitung “Die Presse” allerdings niemanden wirklich störte.

Viel Wert legte der Regisseur auf das Zusammenspiel von Bild und Ton, in Form ausgefeilter Lichtregie und pointiert reduziertem Bühnenbild. Im Mittelpunkt stand, wie immer bei Karajan, die Musik, der er sich mit der ihm eigenen Sorgfalt zuwandte. Karl Löbl meinte damals dazu im “Express”: “Das größte Wunder des wunderbaren Abends aber war der Orchesterklang, und ich habe den Herren Philharmonikern während der vierstündigen Aufführung innerlich vieles abgebeten, was ich an Einwänden innerhalb der letzten Monate gegen sie vorgebracht hatte. Sie spielten bei dieser Premiere wie Götter, und unter Karajans Leitung erklang die Musik in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit, in einer luxuriösen Schönheit, die so perfekt und doch so beseelt war, dass man sich einen kleine Weile erst besinnen musste, ob solcher Wohlklang überhaupt Wirklichkeit sein könne”.

Ebenso zentral war die Besetzung der Rollen. Auch da hatte Herbert von Karajan während seiner Amtszeit Maßstäbe gesetzt. Er hatte die Praxis eines festen Hausensembles um internationale Gastsänger erweitert, was damals nicht üblich, für seine Klangvorstellung aber unabdingbar war. Unabhängig von Strauss hatte er außerdem viele Werke nicht in deutscher Übersetzung, sondern in Originalsprache aufgeführt. In diesem Fall hatte er sich für Jess Thomas als Kaiser, Leonie Rysanek als Kaiserin, Lucia Popp als Hüter der Schwelle, Geist des Falken (und verschiedene weitere Kurzpassagen), Grace Hoffmann als Amme, Walter Kreppel als Geisterbote und Fritz Wunderlich als Erscheinung eines Jünglings in den Hauptrollen entschieden. Dieses Ensemble, das ungemein inspirierte Orchester und Chorensemble des Hauses verbunden mit der besonderen Stimmung der Geburtstagsaufführung ergaben insgesamt eine herausragende Einspielung, deren Präsenz und Zeitlosigkeit auch mehr als vier Jahrzehnte nach ihrer Entstehung überzeugt.

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