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Herbert von Karajan
Herbert von Karajan

Edle Größe

03.05.2002

Es ist ein schweres Werk, voller Tiefe und Bedeutung. Aber es ist auch ein hoffnungsvolles. Denn Johannes Brahms hat sein “Deutsches Requiem” nicht zur Mahnung, sondern zum Trost seiner Zeitgenossen geschrieben. Vielleicht ist es das Geheimnis der Ausdrucksstärke, dem Herbert von Karajan in verschiedenen Aufführungen auf die Spur kam, die sich über seine gesamte Karriere erstreckten.

Es war eine gute Zeit für nationale Gefühle. Nach der Niederlage der bürgerlichen Demokratiebewegung anno 1848 hatten sich die Intellektuellen und Künstler ebenso wie die Durchschnitts-Bürger zunächst im konservativen Geist der Restauration eingeigelt. Erst Mitte der 1860er Jahre begann sich die Situation zu ändern. Damals trat ein versierter Diplomat namens Bismarck auf den Plan und mobilisierte das nationale Empfinden für die preußisch-deutsche Sache und hatte damit erstaunlichen Erfolg. Denn er schaffte es, die Diskussion zu emotionalisieren und die Intelligenzija auf seine Seit zu ziehen. Insofern war es eine gute Zeit, pathetische Werke mit nationalem Anklang zu schreiben.

 

Allerdings musste der Inhalt dem heroischen Gefühl genügen. Johannes Brahms hatte daher mit dem Entstehungsjahr 1868 des “Deutschen Requiems” ein gutes Gespür für den Geist der Stunde, ließ sich aber thematisch nicht davon vereinnahmen. Er organisierte sein Werk unabhängig von der Liturgie, verstand es als Trauerklage mit aufsteigender Linie, bis im 7.Satz in den hoffnungsvollen, aber fast schon anarchischen Versen aus der Offenbarung des Johannes gipfelten, die da prophezeien: “Selig sind die Toten die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach”.

 

Für Herbert von Karajan war das Brahms’sche “Requiem” immer wieder eine Herausforderung. Von 1958 an führte er es in unterschiedlichen Besetzungen immer wieder auf und verlangte von den Berliner Philharmonikern eine immense Präzision im Umgang mit der Wucht und gleichzeitigen Transparenz der Klänge. Während einer Konzerttournee entstanden im Mai 1964 im Großen Musikvereinssaal in Wien die vielfach prämierten Aufnahmen mit der Sopranistin Gundula Janowitz und dem Bariton Eberhard Waechter. Das Besondere an diesen historischen Dokumenten ist die Ausgewogenheit der musikalischen Mittel. Karajan gelang es, die Balance zwischen dem Anspruch an Intensität und der Offenheit der Komposition zu wahren, der das “Requiem” aus der Perspektive des Nachgeborenen bedarf. Schließlich wollte auch Brahms nicht klagen, sondern den Menschen durch Musik einen Weg zu weisen, der aus der Enge ihres Alltags, ihres Verstandes heraus führt.

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