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Lewandowskis 18 Liturgische Psalmen als Welt-Ersteinspielung

Louis Lewandowski, During the recording session in the Hungarian Radio, Studio 6.
© József Wágner Csapó
06.02.2020

Als Louis Lewandowski, Sohn eines Synagogendieners und Hilfskantors im Jahre 1833, gerade mal 12-jährig, aus Wreschen in der preußischen Provinz Posen, heute Września (Polen) nach Berlin kam, war noch kein Gedanke daran, dass er einmal als Pionier der modernen jüdischen liturgischen Musik Geschichte schreiben sollte.

In Berlin nahm sich die jüdische Gemeinde seiner an. Hier erlebte der Junge alles, woran in Września nicht zu denken war: hier war alles größer, fortschrittlicher, die Mitglieder der jüdischen Gemeinde sprachen hochdeutsch miteinander, waren weltoffen, nahmen am kulturellen Leben der Stadt teil.

Recht schnell wurde man auf seine schöne Stimme aufmerksam und band ihn in die musikalische Gestaltung der Gottesdienste an der Synagoge in der Heidereutergasse im Altberliner Marienviertel ein. Durch die Vermittlung Alexander Mendelssohns, eines Cousins des großen Komponisten, öffneten sich für den jungen Lewandowski die Türen zum Stern’schen Konservatorium, wo er in Kontrapunkt und Harmonielehre unterrichtet wurde. Später wurde er als erster jüdischer Student an der Berliner Akademie der Künste immatrikuliert.

Eine Synagoge mit Orgel

Dass die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße, 1866 eingeweiht und bald darauf Wirkungsstätte Louis Lewandowskis, eine Orgel besaß, ermöglichte ihm in seinem Wirken als Dirigent und Chorleiter völlig neue Möglichkeiten, die er ausgiebig nutzte. Die Orgel hatte erst im frühen 19. Jahrhundert aufgrund liberaler Reformen Einzug in die Synagoge gehalten. Lewandowski nahm nun, ohnehin sehr inspiriert von der Musik Felix Mendelssohns, Einfluss auf die historische Psalmengesangstradition. 1879 führte er seine eigenen “18 liturgischen Psalmen” für Solisten, Orgel und Chor auf, noch dazu in deutscher Übersetzung. Ein Novum, das durchaus auch als Provokation empfunden wurde: die Verschmelzung der liturgischen Texte mit westlicher, romantisch geprägter Orgelmusik, dargeboten durch einen gemischten Chor, der in der Synagoge ebenfalls nicht erlaubt war. 

Neuauflage des verschollen geglaubten Manuskripts

Lange galt das Originalmanuskript der “18 liturgischen Psalmen” Lewandowskis als verschollen. 1994 jedoch konnte der Musikwissenschaftler und Dirigent Andor Izsák, der sich um die Wiederentdeckung und Wiederbelebung der zerstörten und vergessenen jüdischen Synagogalmusik in Europa verdient machte, seine Bearbeitung des Manuskripts bei Breitkopf & Härtel herausgeben. Sie liegt dieser bewegenden Aufnahme zugrunde, mit der die Deutsche Grammophon nun, 25 Jahre nach der Neuauflage der Partitur die erste vollständige Aufnahme dieses Meisterwerks präsentiert.

Seit jeher werden die Psalmen Davids von Christen wie von Juden gesungen, gleichwohl aber haben sie im Lauf der Geschichte in ihrer musikalischen Darstellung eine sehr unterschiedliche Ausprägung erfahren, nicht nur was ihren liturgischen Gebrauch angeht.  Man denke beispielsweise an die Psalmkompositionen Felix Mendelssohn Bartholdys. Von daher kommt dem vorliegenden Album nicht nur unter künstlerischem, sondern auch unter kulturhistorischem Aspekt eine besondere Rolle unter den Klassikveröffentlichungen der Deutschen Grammophon zu.   

Andor Izsák ist für diese Aufnahme mit dem Ungarischen Rundfunkchor und einem  Solistenensemble, zu dem auch die Mezzosopranistin Lúcia Megyesi Schwartz gehört, ins Studio gegangen, begleitet vom Organisten und Dozenten der “Liszt Academy” Budapest Márton Levente Horváth.

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