WOLFGANG SCHNEIDERHAN

Er saß als „Wunderkind“ auf Pietro Mascagnis Schoß, er begleitete den „Sterbenden Schwan“ der Ballerina Anna Pawlowa, und Fritz Kreisler gestand dem jungen Geiger, dass er nicht wisse, was er ihm noch beibringen solle. „Niemand stellt Schneiderhan in eine Reihe mit Kreisler, Heifetz, Huberman, Szigeti oder Stern, und doch war er ein ebenso vollkommener Geiger wie jeder von ihnen, vielleicht sogar noch vollendeter“, schrieb der Kritiker Tully Potter. Wolfgang Schneiderhans Spiel war edel, ausgewogen und nüchtern, aber ebenso intensiv, gefühlvoll und mitreißend. Künstlerische Distanz und Unmittelbarkeit des Ausdrucks waren keine Gegensätze für ihn. Er legte Wert auf verlässliche Notenausgaben und stellte sich in den Dienst des Werks – Tugenden, die später erst für die historische Aufführungspraxis wichtig werden sollten. Kurzum, es gilt einen faszinierenden Künstler neu zu entdecken.

Auf 34 CD erscheint nun erstmals Schneiderhans Gesamtwerk bei DG in einer Box. Sein Repertoire reicht vom Barock bis zu zeitgenössischer Musik, seine Schwerpunkte bilden Bach, Beethoven, Brahms und Mozart. Wir erleben den Geiger mit hinreißenden Zugabestücken wie auch als Begleiter seiner Frau, der Sopranistin Irmgard Seefried. Neben zahlreichen CD-Premieren enthält die Box vier bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Ein 104-seitiges Booklet mit Texten von Tully Potter, Franz Fassbind und Wolfgang Schneiderhan sowie diversen Fotos und Dokumenten aus dem DG-Archiv vervollständigen das Porträt.