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Georg Friedrich Händel
Georg Friedrich Händel

Der andere Händel

Albrecht Mayer Bild2
09.08.2006

Man kann sich mit dem zufrieden geben, was vorhanden ist, und versuchen, es bestmöglich zu interpretieren. Das ist legitim und für viele Künstler eine Erfüllung. Wenn allerdings für das eigene Instrument so viel an interessanter Literatur nicht vorliegt, gibt es auch die Möglichkeit, die Initiative zu ergreifen und die Repertoiregrenze zu überschreiten. Albrecht Mayer spielt Oboe und hat es zu einer derart ungewöhnlichen Perfektion gebracht, dass es ihm seit einigen Jahren nicht mehr genügt, im Orchestergraben der Berliner Philharmoniker zu brillieren. Er bearbeitete bereits Bach und  Mozart für sein Instrument. Mit den am kommenden Montag (18.08.) erscheinenden “New Seasons” wendet er sich nun der Musik von Georg Friedrich Händel zu.

Für Albrecht Mayer ist es eine Herzensangelegenheit: “Ausgangspunkt für mein Projekt New Seasons waren einige Arien, die mich schon vor Jahren in ihren Bann gezogen und seither nicht mehr losgelassen haben. Ich fand es toll, dass sie schon zu Händels Zeiten das Publikum zur Raserei bringen konnten und heute immer noch das Potential dazu haben. Und es fiel mir schwer zu akzeptieren, dass diese Musik mir, einem Oboisten, nur als Teil eines Orchesters zugänglich sein sollte. Ich fragte mich: Wie kann ich diese Musik als aktiver Interpret genießen, wie mit ihr umgehen, wie ihr meine Stimme geben? Nun stand ich vor genau dieser Frage schon des Öfteren, und meine Position ist klar: Musik ist dazu da, gespielt, gesungen und gehört zu werden. Nur dadurch kann man sie zum Leben erwecken und am Leben erhalten”. Mayer machte sich daher ans Werk und stellte eine  Reihe von Arien zusammen, die er sich für eine Bearbeitung vorstellen konnte. Das war keine Aktion von heute auf morgen, sondern ein sorgfältig geplantes Projekt, dass ihn rund fünf Jahre beschäftigte. Die Idee dahinter war ebenso frech, wie nahe liegend. Mayer wollte nicht nur herausragende Melodien aus dem Fundus von Georg Friedrich Händel transkribieren, sondern sie gleich in Form fingierter Konzerte mit einer neuen, aus den Kompositionen erwachsenden Dramaturgie der Stimmungen versehen, mit einem augenzwinkernden Querverweis auf die “Vier Jahreszeiten” von Kollege Vivaldi, die in der Wertschätzung des Publikums eine im Verhältnis zur Vielfalt barocker Meisterwerke unverhältnismäßig prominente Position einnehmen.

Mayer hatte Helfer, aller voran den Arrangeur Andreas Tarkmann, mit dem er gemeinsam die Form der Stücke entwarf und dabei soweit als möglich den Klangeindruck der Originale erhalten konnte. Vier jeweils vier- bis fünfsätzige neue Händel-Konzerte entstanden auf diese Weise, dazu mehrere Über- und Einleitungen. Als Grundlage dienten Opern wie “Rinaldo” und “Alcina”, Oratorien wie “Semele” und “Alexanderfest”, Instrumentalwerke wie die Orgelkonzerte, außerdem Kantaten oder auch Sonatensätze. Zusätzlichen Solostimmen wurden hinzugenommen, wie die Flöte von Matthieu Gauci-Ancelin oder das Fagott Guilhaume Santanas. Die Aufnahmen entstanden im vergangenen Januar im Lutoslawski-Saal des Polnischen Rundfunks in Warschau mit der Sinfonia Varsovia und stellen Händels Wirken in einem neuen Licht dar. Denn sie beweisen durch ihren Esprit und ihre Vielfarbigkeit, wie ungewöhnlich wandlungsfähig die Musik des barocken Meister ist. Nikolaus Harnoncourt, selbst ein Spezialist für Alte und barocke Klangentfaltung, meint dazu anerkennend: “Man staunt, was in den Opern (und Oratorien) für konzertantes, ja authentisch-konzertantes Material schlummert. Diese ‘Konzerte’ werden wohl von den Oboisten – und der Hörerwelt – begierig verschlungen werden – und sie verdienen es”. Denn genau genommen hat Albrecht Mayer nichts anderes gemacht, als die Vorgaben der historischen Aufführungspraxis ernst zu nehmen. Schließlich gehörte es zu Zeiten des Barocks zum guten Ton, Melodien häufig unter neuen Gesichtspunkten und in unterschiedlichen Zusammenhängen zu variieren.

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