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Albrecht Mayer
Albrecht Mayer

Zarter Bach

15.08.2003

Oboisten haben es nicht leicht. Der fragile Ton ihres Instrumentes verschwindet schnell neben den kräftigeren Klängen im Orchester. Daher mussten sie sich oft mit einer Rolle neben der Klarinette begnügen, wenn nicht ihnen gewogene Komponisten sich eine Solostimme für sie einfielen ließen. Auch bei Bach, den Albrecht Mayer bis auf wenige Ausnahmen für seine “Lieder ohne Worte” transkribieren musste. Umso erstaunlicher ist das Resultat.

Es ist eine lange Geschichte persönlicher Leidenschaft. Albrecht Mayer, 37 Jahre alt und Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker, fand über Umwege seine besondere Beziehung zu seiner Kunst. Zwar bekam er bereits seit dem zehnten Lebensjahr Unterricht und übte fleißig an den ungewöhnlichen Instrument, das ihm sein Vater eines Tages mitgebracht hatte: “Ich weiß noch, wie neugierig ich darauf war und wie ich einfach voller Begeisterung anfing. Obwohl mein Lehrer damals gar nicht so sicher schien, denn ich war klein von Wuchs, und eine Oboe verlangt große physische Anstrengung. Nach zwei Jahren wusste ich, dass ich Musiker werden wollte, und zwar nur mit diesem Instrument”, erinnert sich Mayer an seine Anfänge. Auf der anderen Seite aber war er von klein auf im Domchor von Bamberg zu hören und sogar so begeistert vom Gesang, dass er ihn als Studiengang wählte. Auf dieser Grundlage wechselte er dann endgültig zur Oboe und brachte die vokale Vorstellung von Interpretation mit in die weitere Ausbildung. Mayer schaffte es auf diese Weise, dem ein wenig verhuschten und feinstimmigen Instrument eine individuelle Färbung zu geben, die es ebenso kraftvoll wie differenziert aus der Nische des Orchesterdaseins herausholte. Und er behielt seine Vorliebe für die spirituelle, sakral geprägte Musik Johann Sebastian Bachs, die ihm bereits als Chorknabe wie eine Verbindung zu etwas Höherem, Unbegreiflichen vorkam.

 

Es wundert daher wenig, dass Albrecht Mayer sein Solo-Projekt ausschließlich mit Werken des barocken Genius gestaltet. Allerdings waren nur vier der 16 Stücke ursprünglich für Oboe geschaffen. Die Hälfte entstammt der Vokalmusik, der Rest war im Original für Cembalo, Flöte und Orgel gedacht. Mayer schrieb sie um, ließ sich von seinem Instrumentenkollegen Andreas Tarkmann bei den Arrangements für Orchester helfen und lud das Polish Chamber Orchestra ein, ihm unter dem Namen Sinfonia Varsovia musikalisch beizustehen. Schließlich fragte er noch einen alten Freund, den englischen Geiger Nigel Kennedy, ob er sich für eine Arie aus der “Matthäus-Passion” dem Projekt anschließen wollte. Die beiden Künstler kannten sich seit langem, standen bereits für Bachs “Doppelkonzert d-moll” gemeinsam vor den Mikrofonen und so war es keine Frage, dass der Starsolist der britischen Szene bei “Lieder ohne Worte” mitwirkte. Auch wenn es streng genommen gar nicht nötig gewesen wäre. Denn Mayers Spiel steht für sich, sein lyrische, kantable und zugleich unbeschwerte Art der Tongestaltung fasziniert von der ersten Takten an. Sie wird den Werken Bachs in vieler Hinsicht mehr gerecht als die Originalversionen. Denn sie verhilft dieser Klängen zu einer Innerlichkeit, die sich nicht verschließt, sondern auf den Kern aller Kunst verweist: das Göttliche, Geniale, das sich nicht mehr erklären lässt.

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