Andrè Schuen | Biografie

Biografie

Andrè Schuen
Aufgrund der Covid−19-Pandemie können wir momentan keine zuverlässigen Aussagen bezüglich der jetzigen und kommenden Spielzeit machen.
Das Musizieren ist für Andrè Schuen so selbstverständlich wie das Sprechen. Der Bariton, der in einer mehrsprachigen Musikerfamilie aufgewachsen ist, kommuniziert in Melodien ebenso fließend wie auf Deutsch, Italienisch oder Ladinisch, einem Dialekt in Südtirol, wo Schuen zur Welt kam. Schuens Repertoire umfasst Lied und Oper, aber auch traditionelle ladinische Volksmusik. Immer jedoch spannt es den Bogen über das ganze Spektrum menschlicher Gefühle und immer spiegelt sich darin die Leidenschaft des Sängers für das Wort und sein Respekt vor dessen Bedeutung.
Kritiker sind begeistert von Schuens Amalgam aus stimmlicher Autorität, klanglicher Wärme und expressivem Verstand. »Dieser dunkle, unangestrengte Bariton gehört zum Schönsten, was man derzeit hören kann, es ist eine uneingeschränkt herrliche Stimme«, urteilt die Frankfurter Rundschau, während Gramophone seinen enormen Ausdrucksumfang und seine Fähigkeit lobt, »lange, ruhige Gesangslinien« hervorzubringen, die in »vollendeter Leichtigkeit fließen«.
Andrè Schuens gereifte Kunstfertigkeit hat zu Auftritten auf den großen Bühnen der Welt geführt und zu einem Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon. Für sein DG-Debütalbum, das am 5. März 2021 erscheint, spielte er mit dem Pianisten Daniel Heide Schuberts Die schöne Müllerin ein. Es folgen Alben, die sich den beiden anderen späten Liederzyklen Schuberts widmen, Winterreise und Schwanengesang. Den Beginn seiner neuen Zusammenarbeit mit dem Gelblabel markierte Anfang August 2020 die digitale Veröffentlichung seiner Interpretation von »Ungeduld« aus der Schönen Müllerin für die DG-Reihe Musical Moments.
Im Dezember 2019 veröffentlichte die Stuttgarter Zeitung ein Interview, in dem Schuen seine bodenständige Einstellung zu seinem Beruf und seine tiefe Liebe zum Kunstlied beschrieb. »Karriere ist für mich als Wort zweitrangig«, erklärte er. »Oper und Lied sind für mich gleich wichtig, aber das Lied bietet mir mehr Freiheiten.« Dieses Gefühl der Freiheit wurzelt in Schuens frühen Erfahrungen beim Spielen und Singen ladinischer Volksmusik in einem Familienensemble, zu dem auch seine Mutter, sein Vater, zwei Schwestern und ein Cousin gehörten. Die Gruppe schlug eine Brücke über die künstliche Kluft zwischen Kunst- und Volkslied.
1984 in La Val in Südtirol geboren, studierte Andrè Schuen als Kind Cello. Später wandte er sich dem Gesang zu und bekam einen Studienplatz am Salzburger Mozarteum, wo er bei der rumänischen Sopranistin Horiana Brănişteanu studierte und von seinem Baritonkollegen Wolfgang Holzmair Unterricht in Lied und Oratorium erhielt. Zu seiner prägenden Ausbildung gehörten auch Meisterkurse u. a. bei Kurt Widmer, Thomas Allen, Brigitte Fassbaender, Marjana Lipovšek und Olaf Bär.
Nach einem Abschluss mit Auszeichnung im Jahr 2010 erntete Schuen die Anerkennung der Kritiker, als er 2014 als einer von nur wenigen Interpreten in jeder der drei Da-Ponte-Opern in Nikolaus Harnoncourts Mozart-Zyklus im Theater an der Wien auftrat; er besetzte die Rollen des Figaro, des Don Giovanni und des Guglielmo. Seine Partnerschaft mit dem Pianisten Daniel Heide findet Bestätigung in Konzerten und auf Alben, darüber hinaus gab er von der Kritik gefeierte Liederabende mit Thomas Adès, Andreas Haefliger und Gerold Huber. 2009 trat Schuen als Sänger und Schauspieler bei den Salzburger Festspielen in Luigi Nonos Al gran sole carico d’amore auf und wurde im Jahr darauf Mitglied des Young Singers Project der Festspiele. Von 2010 bis 2014 war Schuen Mitglied der Oper Graz und debütierte 2011 bei den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle.
Zu den Höhepunkten der letzten Spielzeiten zählen Liederabende in der Londoner Wigmore Hall, im Wiener Konzerthaus und bei der Schubertiade in Schwarzenberg/Hohenems; Guglielmo in einer Neuproduktion von Così fan tutte bei den Salzburger Festspielen 2020; und J. S. Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Boston Symphony Orchestra und Andris Nelsons. Im September 2020 gab Schuen sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper, wiederum in der Rolle des Guglielmo, und einen Monat später debütierte er an der Wiener Staatsoper in der Titelrolle von Tschaikowskys Eugen Onegin.
Für die Zukunft plant Andrè Schuen u. a. Konzerte mit dem Quatuor Diotima in Paris und Orléans sowie Auftritte als Papageno in Die Zauberflöte an der Wiener Staatsoper (April 2021) und in der Titelrolle in Die Hochzeit des Figaro beim Festival in Aix-en-Provence (Juli); weiterhin ein erneutes Engagement als Guglielmo bei den Salzburger Festspielen, gefolgt von Aufführungen von Die schöne Müllerin, Winterreise und Schwanengesang mit Daniel Heide bei der Schubertiade in Schwarzenberg/Hohenems (August).
Februar 2021