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Leonard Bernstein
Leonard Bernstein

Hinreißend und lustvoll

15.03.2006

Es ist eine der erfolgreichsten Serien der klassischen CD-Welt. Aus gutem Grund, denn The Originals versammelt bewährte und prämierte Aufnahmen aus den Schatzkammern der Deutschen Grammophon und deren Partnerfirmen unter einem Dach und macht sie im bestmöglichen Sound und sorgfältig kommentiert zugänglich. Die aktuelle Runde der Frühjahrseditionen bringt beispielsweise Wilhelm Kempfs Beschäftigung mit den Mozartsonaten KV 310 und 331 und den Fantasien KV 397 und 475 wieder in die Regale.

Mit dabei ist das Duo Kaja Danczowska / Krystian Zimerman mit Violinsonaten von César Franck und Karol Szymanowski, aber auch Ferenc Fricsays Rossini / Bizet-Programm. Zu den besonderen Leckerbissen aber zählen Leonard Bernsteins Strauss- und Boito-Aufnahme mit Montserrat Caballé als Solistin und die noch immer grundlegende Einspielung von Händels “Messias” unter der Leitung von Trevor Pinnock.

 

Trevor Pinnock nimmt unter den englischen Spezialisten für historischen Aufführungspraxis eine Sonderstellung ein. Zum einen gehörte er zu den ersten, der 1972 mit The English Concert ein Ensemble gründete, das sich der Wiedergabe barocker Werke auf Originalinstrumenten widmete. Auf der andere Seite aber vermied er es von Anfang an, sich sklavisch an die Vorgaben der Partituren zu halten und legte Wert darauf, ein persönliches Element der Einschätzung eines Werkes in die Interpretationen einfließen zu lassen. So ist auch seine Version von Händels “Messias”, die er im Januar 1988 in den Londoner Abbey Road Studios verwirklichte, zwar zum einen eine eindeutig historisch-kritisch geprägte Aufführung, die es aber auf der anderen Seite auch versteht, die Liebhaber eines traditionellen Hörverständnisses für sich zu gewinnen.

 

Der Kritiker Oswald Beaujean formulierte diese Doppelfunktion für die Zeitschrift Stereoplay mit folgenden Worten: “Die Bedeutung der Aufnahme liegt darin, dass Trevor Pinnock die große englische Händel-Tradtion mit den modernen Erkenntnissen über Interpretation der Musik der 18.Jahrhunderts offenbar versöhnen will. Das gelingt ihm überzeugend. Bewundernswerte Virtuosität ist da, wo sie sinnvoll ist (Nr.12, For unto us a Child is born, Nr. 21, His yoke is easy) steht neben expressiver Ausbreitung (Alt-Arie Nr. 23, He was despised), und der Jubel des Hallelujah wird durch keinerlei Skrupel gebremst. Der Chor von 32 Sängern ist technisch hervorragend und steht, was Klangentfaltung angeht, keiner großen Oratorienvereinigung nach, übertrifft aber diese an plastischer Durchhörbarkeit des Satzes”.

 

Mit im Kern ähnlichem Künstlerverständnis, allerdings aus einer anderen Generation, ging Leonard Bernstein an die Interpretation komplexer Orchesterwerke heran. Auch er war ein akribischer Feinarbeiter an den Vorgaben der Partituren, kannte alle Details historischer Quellen, ließ sie aber zugunsten der Lebhaftigkeit und Impulsivität der Musik im konkreten Fall bisweilen hinter sich. Seine Deutungen hatten immer etwas Spontanes und im Fall von Strauss – wie natürlich auch in seinen berühmten Mahler-Einspielungen – sorgte gerade dieses Temperament für zusätzliche Farben und dynamische Spannungen, die bisweilen das Publikum förmlich von den Sitzen fegten. Im Jahr 1977 machte Bernstein sich an eine Einspielung von Vokalwerken, bei denen er mit Montserrat Caballé einer erklärten Strauss-Enthusiastin zur Seite stehen konnte. Es handelte sich um zwei Szenen aus der “Salome” und die “5 Lieder mit Orchesterbegleitung”, die ein umfassendes Spektrum an Emotionen vor die Mikrofone brachten.

 

Von der populären “Zueignung” und dem schillernden “Tanz der sieben Schleier” bis hin zur hochdramatischen Schlussszene der Oper gelang dem Team eine ungemein kraftvolle und zugleich differenzierte Darstellung, von der der Kritiker der Erstaufgabe in Records and Recordings lapidar feststellte: “Allen Strauss-Liebhabern und Belcanto-Fans kann ich dieses erstklassige Album nur wärmstens empfehlen”. Für die Wiederveröffentlichung in der Reihe The Originals wurde sie außerdem durch den “Prolog im Himmel” aus der Feder des Verdi-Librettisten Arrigo Boito ergänzt (Solist: Nicolai Ghiaurov), die ursprünglich als vierte Seite einer 2LP-Box mit Liszts “Faust Symphonie” entstand. Auch in diesem Fall waren sich die Kritiker einig, das der Dirigent Großes geschaffen hatte und nicht zuletzt die Wiener Philharmoniker “hinreißend unter Bernsteins lustvoller Leitung spielten” (Stereo Review).

Handel: Messiah 0028947759041
HANDEL Messiah / Pinnock
1. Feb. 2006

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