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Pierre Boulez
Pierre Boulez

Die Lichtmaschine

31.08.2001

Pierre Boulez macht ungern Kompromisse, entweder Musik strahlt oder sie zählt nicht. Jetzt durchleuchtet er Unbekannteres von Strawinsky und schlägt Funken.

An Pierre Boulez kommt man in der zeitgenössischen internationalen Musikszene nicht vorbei. Ob als immer wieder überraschender Komponist, als experimentiertfreudiger Institutsgründer oder als Dirigent – sein Schaffen aus gut fünfzig Jahren erlangte Ausstrahlungskraft wie selten im zersplitterten Kulturbetrieb. Studien bei Messiaen und das Denken von Gilles Deleuze prägten seine Kompositionen – und nicht zuletzt die immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit der Musik Strawinskys, die er zeitweise strikt ablehnte, dann aber um so inspirierter interpretierte.

 

Letztes Beispiel ist die CD von Pierre Boulez mit bisher selten eingespielten Stücken des russischen Komponisten mit schweizer, Pariser und amerikanischem Wohnsitz. Für sein symphonisches Gedicht für Orchester »Le Chant du Rossignol« wählte Igor Strawinsky ein altes Märchen von Hans Christian Andersen: Boulez und das Cleveland Orchestra erzählen die Geschichte vom Kaiser von China, der von seiner schweren Krankheit nur genesen kann, wenn er den Klang der Nachtigall hört. Hier klingt zunächst vieles nach Impressionismus und der Musik Debussys. Doch die zwei späteren Teile komponierte Strawinsky nach seiner “Sacre du Printemps” und entsprechend schärfer und moderner gerieten sie auch. Alles andere als eine kleine, romantische Erzählung ist die Konzertsuite »Histoire du Soldat« aus dem Jahr 1918, mit der erstmals Elemente aus dem Jazz in die europäische Kunstmusik einziehen. Kriegsbedingt hatte Strawinsky die neue Musik zwar noch nie gehört – er kannte sie lediglich aus Noten-Ausgaben – komponierte aber für die Sparbesetzung jazzgemäß virtuose Anforderungen. Traditionelle Märsche, Tänze und Choräle reiben sich mit einer Musik voll ironischer Distanz.

 

Mittlerweile gilt die Geschichte von einer Wette zwischen dem Teufel und einem Soldaten als ein Meilenstein in der Musik des 20. Jahrhunderts. Pierre Boulez, der seine eigenen Arbeiten durchleuchtet, reduziert und meiselt, bis sie wie blankpolierte Steine vor ihm liegen, hat Strawinskys Musik nie ganz aus den Augen verloren. Am Ende funkelt, schillert und schimmert auch der frühmoderne Russe im Spektrallicht des 21. Jahrhunderts.

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