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John Eliot Gardiner
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Predigt ohne Kanzel: Sir John Eliot Gardiners Kantatenreise

14.02.2001

Wenn im Juli die vier Kantaten zu Mariä Reinigung veröffentlicht werden, erscheint zum zweiten Mal ein Live-Dokument von Sir John Eliot Gardiners großer Kantatenreise.

Die Abteikirche von Christchurch im südenglischen Dorset war gut gefüllt, als John Eliot Gardiner mit seinem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists die vier Kantaten zu Mariä Reinigung aufführte. Obwohl am 2. Februar, dem traditionellen Termin des Feiertags, auch in Dorset noch Winter herrschte, leistete sich keiner im Publikum eine Erkältung – zum Glück auch für uns, die wir nicht live dabei sein konnten: Der Live-Mitschnitt des Konzertes, der jetzt erscheint, ist makellos frei von jedem Huster.

 

Der 2. Februar ist kein besonders geläufiges Datum im Festtagskalender und die Bezeichnung “Mariä Reinigung” hilft bei der Aufklärung auch nicht viel weiter. Wer sich also verwundert fragt, welche Veranlassung der lutherische Bach hatte, für einen Marienfeiertag Kantaten zu schreiben – selbst bibelfeste Pastoren sind daran gescheitert – findet jetzt Antwort: “Mariä Reinigung” bezieht sich auf Moses' Gesetz, dass Frauen erst 40 Tage nach einer Entbindung wieder den Tempel besuchen dürften. In den katholischen Ländern wurde das Fest stets mit Kerzenweihe und einer Lichterprozession begangen und erhielt daher den volkstümlichen Namen Mariä Lichtmess. Das war wohl auch Bach gegenwärtig, denn seine vier Kantaten orientieren sich an den Themen Licht und – nach der bei Lukas berichteten Begegnung von Christus mit Simeon, der anschließend erlöst stirbt – Tod.

 

Selten einheitlich stammen die Kantaten aus den Jahren 1724 bis 1727 (ausgenommen BWV 200, deren Entstehungsjahr unbekannt ist). Bach lebte seit 1723 in Leipzig und schrieb Kantaten, als ginge es um sein Leben, sein musikalisches allemal. Vielleicht dachte er daran, mit einer einzigen großen Anstrengung einen Vorrat an Kirchenkantaten anzulegen, um dann frei zu sein für musikalische Projekte eigener Wahl. Zwar war die reine Menge komponierter Kantaten im Barock nicht wirklich ungewöhnlich – von Telemann weiß man, dass er in der Lage war, eine Kantate in einem Tag zu schreiben und Bachs Vorgänger als Thomaskantor, Johann Kuhnau, komponierte 14 vollständige Jahreszyklen. Dagegen erscheint Bachs Leistung mit insgesamt fünf Jahreszyklen fast schon bescheiden. Wenn Bach also mit der schlichten Anzahl nicht den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde schafft, bleibt dennoch einzigartig, mit welchem musikalischen Einfallsreichtum er seine Kantaten ausgestaltete. “Ich habe noch nicht eine Kantate gehört, die mich gelangweilt hätte”, erklärt John Eliot Gardiner. “Jede einzelne von ihnen hat etwas, das die Aufmerksamkeit fesselt und die Fantasie anregt. Einmal ist es eine fantastische Kombination von Instrumenten und Singstimme, ein anderes Mal die wunderbare Illustration eines Textes, dann wieder die erstaunliche Fähigkeit, eine musikalische Predigt wirklich eindringlich zu gestalten.” Das ist das Schöne an Musik: Sie kommt ganz ohne Liturgie aus.

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