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John Eliot Gardiner
John Eliot Gardiner

Reif für die Insel

07.02.2002

Ein Engländer dirigiert einen Engländer. Mit einem österreichischen Spitzenorchester. Edward Elgar hätte geschmunzelt. Denn zu Lebenzeiten wäre so etwas unmöglich gewesen. Da musste er außerhalb des Empires hinter den großen Festlandromantikern zurückstecken.

Der Blick fällt auf grüne Hügel, langgestreckte Höhenzüge, von sanften Tälern durchzogen. Eine Landschaft, wie von Turner gemalt. Edward Elgar hatte sich in den neunziger Jahren des romantischen Jahrhunderts auf seinem Landsitz Malvern in Worcestershire niedergelassen, um als freier Komponist der musikhungrigen bürgerlichen Gesellschaft Englands das passende Klangambiente zu gestalten. Er wusste, was er den Salons und Konzerthäusern verdankte, schließlich wurde er von den Seinen gefeiert wie kein anderer seit Henry Purcell. Und er passte sich an, denn der Geschmack der betuchten Allgemeinheit war konservativ oder zumindest illustrativ. Man liebte akustische Bilder mit zarten Farben, harmonische Zusammenhänge, die möglichst wenig mit der sich zu Beginn des 20. Jahrhundert verfinsternden Wirklichkeit zu tun hatten.

 

Elgar lieferte die musikalischen Traumräume und Klangassoziationen, wurde dafür zwar von der sich außerhalb Britanniens rasant entwickelnden Konzertsaalklassik gemieden, doch in der Heimat verehrt. Bis zu seinem Tod am 23. Februar 1934 hatte er immerhin sieben Ehrendoktorhüte, einen Adelstitel und reichlich Tantiemen gesammelt – genug jedenfalls, um sich zufrieden von einem im Kern angenehmen Leben zu verabschieden. Außerdem hatte er ein Oeuvre hinterlassen, das seine Landsleute so schnell nicht vergaßen. Da gab es viele Vokalwerke, geistliche Lieder, Oratorien, aber auch national getönte Kompositionen wie den “Crown Of India Marche” oder den “Imperial Marche”. Vor allem aber waren da die populären Klassiker, die sich wie die “Enigma-Variationen” fest im kulturellen Repertoire verankert hatten. Und doch noch immer nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.

 

So gab es für den Star-Dirigenten Sir John Eliot Gardiner mehrere Gründe, sich mit den Wiener Philharmonikern den Ideen des Landsmannes zu widmen. Zum einen sind Werke wie “In The South”, “Sospiri” oder auch die “Enigma-Variationen” eingängig und als sinfonische Pretiosen einem großen Publikum vermittelbar. Auf der anderen Seite aber macht es besonderen Spaß, Elgars Klangvisionen mit dem Wiener Spitzenensemble unzusetzten. Denn hier trifft die geballte Erfahrung mit pathosdurchwirkten Klassikern auf die bildhafte Leichtigkeit klangfarbenreicher Kompositionen, die durchaus Gardiners Esprit und britischen Witz vertragen. Schließlich haben Elgars Melodien mehr Kraft und Vitalität als viele der romantisch ironischen oder gar melancholischen Orchesterwerke berühmter Kollegen vom Festland. Wird Zeit, dass sich das ein wenig herumspricht.

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