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John Eliot Gardiner
John Eliot Gardiner

Straße der Verinnerlichung

18.02.2005

Mehr denn je üben Pilgerwege eine Faszination auf den modernen Menschen aus. Nachdem das säkulare Zeitalter zunächst alle Bindungen an alte Traditionen der Läuterung hinweg gefegt zu haben schien, werden sie nun über die kulturellen Überlieferungen von der Architektur bis zur Musik wieder entdeckt. Dabei gibt es einige akustische Schätze zu bergen, wie Sir John Eliot Gardiner und der Monteverdi Choir mit der Aufnahme Santiago – A Cappella nachzuweisen verstehen.

Der Jakobsweg ist einer der berühmtesten Pfade durch Europa. Genau genommen war es eine Sammelbezeichnung für verschiedene Pilgerwege im Mittelalter, die durch Frankreich und Spanien zur Kathedrale von Santiago de Compostela führten, in der das Grab des heiligen Jakobus des Älteren lag. Vier Hauptrouten hatten sich bis zum 12. Jahrhundert herausgebildet, die in den französischen Städten Tours, Vézelay, Le Puy und Arles begannen. Die Routen liefen bei Ostabat zusammen und führten von dort über die Pyrenäen und via Burgos und Leon weiter nach Santiago de Compostela. Nur der Weg von Arles aus zweigte nach Toulouse ab, passierte die Pyrenäen bei Somport und mündete in Puente la Reia in die andere Route. Die Jakobswege waren zunächst Pilgerstraßen, bekamen darüber hinaus aber auch als Handelsadern Bedeutung, denn an ihrem Verlauf mussten Herbergen, Hospitäler und weitere Wallfahrtsorte als Zwischenstationen errichtet werden. Ein weiterer wichtiger Ort war außerdem Montserrat, ein Bergmassiv im katalanischen Hügelland, an dem sich auf halber Höhe am Osthang des Berges ein berühmtes Benediktinerkloster erhob. Sein besonderer Schatz war eine geschnitzte Marienstatue, die “Schwarze Madonna von Montserrat”, die seit dem 12. Jahrhundert zahlreiche Pilger anzog.

Aus ihren Archiven nahm Sir John Eliot Gardiner euch einige Vorlagen, die er mit dem Monteverdi Choir umsetzte. Es sind Handschriften aus dem 14. Jahrhundert aus dem so genannten Llibre Vermell oder dem ‘Roten Buch’, die Lieder verzeichnen, die von den Pilgern damals zur Unterhaltung oder auch zur Kontemplation gesungen wurden. Die Bedeutung solcher Dokumente ist immens, denn die Musikkultur der fahrenden Gesellen, Jakobsjünger und Flagellanten, die die Wege entlangzogen, wurde in der Regel ausschließlich mündlich weitergegeben. Zu den wichtigsten musikalischen Zentren Spaniens zählte außerdem die Kathedrale von Sevilla. Von 1542 an arbeitete Francisco Guerrero dort zunächst als Sänger, dann als Kapellmeister und veröffentlichte unterschiedliche Sammlungen mit Motetten. Sie wurden bald in Rom, Venedig und Paris gedruckt und fanden im Gefolge der Gegenreformation großes Interesse in den Klöstern des katholischen Abendlandes. Sie gehören zusammen mit Werken seines Nachfolgers Alonso Lobo, Manuel Cardosos, Philippe Rogiers, Tomás Luis de Victorias und Jo"os IV zu den Raritäten des Programms, das Gardiner a cappella vom 30. April bis 2. Mai 2004 in der Londoner St. Alban The Martyr-Kirche mit dem Monteverdi Choir aufgenommen hat. Und sie dokumentieren einmal mehr, dass er und sein Ensemble nicht nur zu den wegweisenden Formationen der Alten Musik gehören, sondern durch Besonderheiten der künstlerischen Auswahl und historisch detailgenaue Raffinesse der Interpretation Maßstäbe setzen.

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