Zwei Monate anstrengender Arbeit bei für einen Mitteleuropäer zum Teil unerträglichen tropischen Temperaturen lagen hinter ihm, mit diversen Schikanen von streikenden Ensembles bis hin zu schwierigen Kulturfunktionären. Aber am vergangenen Sonntag waren alle Mühen vergessen. Christoph Schlingensiefs Inszenierung von Wagners “Fliegendem Holländer” hatte am Opernhaus im brasilianischen Manaus Premiere.
Natürlich war alles anders, der Protagonist meuchelte seine Tochter mit der Machete, Samba gehörte dazu und auch so mancher unkonventionelle Einfall wie die Integration eines Filmausschnitts von Pasolinis “Die 120 Tage von Sodom” in die Aufführung. Schlussendlich aber gab es reichlich Lob, denn der 46-jährige Schlingensief, der nach seinem spektakulären Bayreuth-Debüt 2004 mit dem “Parsifal” sich zum zweiten Mal mit Wagner auf der Bühne beschäftigte, habe damit dem Stoff auf seine Weise eine gehörige Frischzellenkur verordnet, meinte die Kritik. Wer es traditioneller mag, dem sei die Inszenierung Harry Kupfer auf DVD empfohlen.