Beethovens Musik wurde schon häufig aufgenommen. Aber nur selten zuvor gelang einem Künstler-Team eine vergleichbare Intensität der Interpretation. Denn „Beethoven für alle“ ist mehr als eine Einspielung. Es ist das Statement eines großen Dirigenten und eines einmaligen Ensembles für die Kraft der Menschlichkeit, die von Musik ausgehen kann – und damit mehr Beethoven denn je.
Der rätselhafte Künstler
Ludwig van Beethoven machte es sich nicht leicht. Als Spross einer musikgewohnten, aber wenig harmonischen Familie, startete er zunächst in eine glänzende Karriere als Pianist, Dirigent, Komponist und Salonlöwe. Jung schon holte ihn jedoch das Schicksal ein, in Form der Taubheit, aber auch wechselnden Erfolgs, der vor allem in der zweiten Lebenshälfte mit zunehmend komplexen Werken zusammenhing. Beethoven forderte die Musikwelt heraus, kühn im Formalen, Harmonischen, Gestalterischen. Er schuf Meisterwerke voll unvergänglicher Intensität wie etwa seine 9.Sinfonie, die seitdem als Höhepunkt menschlicher Ausdruckskraft schlechthin gelten.
Mehr als Musik
Damit reicht Beethovens Musik über ihre Welt im Konzertsaal hinaus. Sie wird zum Zeichen für das Verbindende in der Kunst, das alle Schranken des Kleingeistes überwinden kann. Und damit ist sie auch ein ideales Studienobjekt für ein Ensemble, das mit seiner Geschichte und Gegenwart ebenfalls aus den Rahmen fällt. Denn das West-Eastern Divan Orchestra entstand vor zwölf Jahren in Weimar genau aus dem Bedürfnis heraus, den durch viele Zeitumstände und Vorurteile geprägten Dialog der Kulturen mittels der Kraft der Musik und der Jugend auf eine neue Basis gegenseitigen Verstehens zu stellen.
Das West-Eastern Divan Orchestra
„Edward Said und ich wollten vor allem ein Forum für junge Musiker aus Nahost schaffen“, erinnert sich Daniel Barenboim an die Anfänge des Ensembles, „ein Forum, in dem man über alles diskutieren kann, nicht unbedingt politisch, sondern menschlich. Wir wollten das Verständnis für den Andersdenkenden fördern. Dass daraus ein Orchester entstand, ist eher ein Zufall – ein Zufall, den wir gern kultiviert haben.“ Durch Barenboims unermüdliche Arbeit, aber auch die immense Energie, Kompetenz und Begeisterung der jungen Musiker aus der europäischen, arabischen und nordafrikanischen Welt ist auf diese Weise ein Ensemble entstanden, das zu den besten seiner Generation gehört.
Beethoven für alle – die Sinfonien
Mehr noch. Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra verstehen sich als Botschafter der besonderen humanen Kraft der Musik und was würde sich besser eignen, um diesen Geist zu vermitteln als die Sinfonien von Ludwig van Beethoven! Auf zahlreichen Tourneen haben Daniel Barenboim und das Ensemble sie bereits gespielt. Nun sind sie auch in einer exklusiven 5CD-Box zusammengefasst. Es sind Aufnahmen, die im vergangenen Jahr in Köln enstanden und die ganze mitreißende Opulenz dokumentieren, welche dieses einmalige sinfonische Oeuvre entwickeln kann, wenn es von einem Orchester und einem Dirigenten interpretiert wird, die über ihr Können hinaus das ganze Herzblut des persönlichen, menschlichen, kulturellen Engagements in die Musik legen.
Noch mehr Beethoven für alle
Das Projekt „Beethoven für alle“ umfasst zum einen die Box mit den Neun Sinfonien. Es wird darüber hinaus fortgesetzt durch Editionen der Fünf Klavierkonzerte, die Daniel Barenboim zusammen mit der Staatskapelle Berlin festgehalten hat, und einer Einspielung der 32 Klaviersonaten, die Barenboim als Solisten in den Mittelpunkt stellen. Diese Folgen von „Beethoven für alle“ werden im Sommer und Herbst 2012 erscheinen, letztere auch als Präsent für Daniel Barenboim, der im November des Jahres seinen 70.Geburtstag feiert.
Eine „Best Of“-Zusammenstellung auf 2 CDs führt außerdem alle an Beethoven heran, die erst einmal in die Welt des großen Komponisten und seiner exzeptionellen Interpreten hineinhören wollen. Darüber hinaus kann man Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra mit ihren Beethoven-Programmen in den kommenden Wochen auch live auf der Bühne erleben, unter anderem in München (10.Juli, Philharmonie), Berlin (29.Juli, Waldbühne) und Salzburg (2.August, Großes Festspielhaus). Und nicht zuletzt erzählen in Video-Podcasts Orchester-Mitglieder und Maestro Barenboim, worin das Besondere der einzelnen Sinfonien Werke besteht.