Biografie
Nicht nur France Musique feierte ihn als das neue Gesicht der klassischen Gitarre, sondern der französische Gitarrist Raphaël Feuillâtre begeistert mit seinem charismatischen Spiel Publikum und Kritiker gleichermaßen. Sein Repertoire umfasst Werke von Johann Sebastian Bach und Jean-Philippe Rameau ebenso wie von zeitgenössischen Komponisten wie Roland Dyens und Sérgio Assad. Die außerordentliche technische Meisterschaft und künstlerische Vision des 29-Jährigen lässt Werke aller Epochen so klingen, als seien sie gestern geschrieben worden – lebendig, tief empfunden und voller Farbigkeit.
Zu der erstaunlichen Präzision seiner Technik gesellt sich ein sicheres Gefühl für die melodische Linie, und beides zusammen lässt den Eindruck entstehen, der Klang des Instruments werde durch den Atem des Spielers unterstützt. »Mein Ziel ist immer, die Gitarre singen zu lassen, sie muss Gefühle tragen«, erklärt Feuillâtre. »So vieles in der Musik beginnt mit Gesang. Die Gitarre ist eine Vermittlerin zwischen mir und dem Publikum, sie ist in ihrem Ausdruck schier unerschöpflich. Wenn ich sie spiele, tauche ich so tief in die Klangwelten der Werke ein, dass ich das Instrument darüber fast vergesse.«
Feuillâtre ist in großen Konzerthäusern wie der Carnegie Hall und der Town Hall in New York, in Amsterdams Concertgebouw oder dem Beethoven-Haus in Bonn aufgetreten ebenso wie bei renommierten Festivals, darunter La Folle Journée in Nantes, das Edinburgh International Festival oder das Schleswig-Holstein Musik Festival. Als leidenschaftlicher Kammermusiker hat er mit erstklassigen Musikern wie der Trompeterin Lucienne Renaudin Vary und der Blockflötistin Lucie Horsch gearbeitet, und mit der Geigerin und DG-Kollegin María Dueñas bestritt er im Mai 2023 eine Yellow Lounge in Berlins Säälchen.
Raphaël unterrichtet am Pont Supérieur de Bretagne, hat die Lille Guitar Academy mitbegründet und gibt Meisterkurse in Europa und den USA. Mit zahlreichen eigenen Arrangements erweitert er das Repertoire für sein Instrument, einige davon sind auf seinen Aufnahmen für Deutsche Grammophon zu hören. Als erster Gitarrist seit vielen Jahren unterzeichnete er im September 2022 einen Exklusivvertrag mit dem Label.
Im März 2023 erschien sein DG-Debütalbum. Auf Visages baroques hat er Werke von J. S. Bach, Rameau, Duphly, Royer und Forqueray, die für Tasteninstrumente geschrieben wurden, in die farbenreiche Klangwelt der Gitarre übersetzt. »Ein mitreißendes Debüt … [Feuillâtres] Sensibilität verleiht seiner Interpretation eine beeindruckende, dabei bemerkenswert zurückhaltende Ausdruckskraft«, urteilte das BBC Music Magazine.
Für sein zweites DG-Album, Spanish Serenades, hat Feuillâtre Musik von Albéniz, Granados, Llobet, Rodrigo und Tárrega ausgewählt, er spielt auch fünf eigene Transkriptionen von Werken für Klavier solo, darunter Granados‘ Andaluza, das er gemeinsam mit María Dueñas aufführt. Auf dem im Juni 2025 erschienenen Album sind auch seine ersten Orchesteraufnahmen zu hören: Im Concierto de Aranjuez von Rodrigo wird er vom Verbier Festival Chamber Orchestra und Gábor Takács-Nagy begleitet.
In diesem Sommer wird Feuillâtre bei drei Recitals in Frankreich zu erleben sein: in Font-Romeu in den Pyrenäen, beim Festival Jeudis Musicaux in Corme-Écluse und bei den Musiques Baroques in Savennières (12., 21. und 29. August). Zu den Highlights der kommenden Saison gehören ein Recital beim Via Aeterna Festival in der Normandie (4. Oktober); Rodrigos Concierto de Aranjuez in Bezons und Échirolles (7./8. Oktober) sowie im Arsenal in Metz (5. Dezember); und eine Recital-Tour durch Nordamerika mit Konzerten im Rotary Center for the Arts, Kelowna (Kanada), Tanglewood Music Center, der Menil Collection in Houston und dem Conrad Prebys Performing Arts Center in La Jolla (30. Oktober, 1., 3./4. und 16. November).
Raphaël Feuillâtre wurde 1996 in Dschibuti an der Nordostküste Afrikas geboren und wuchs in der westfranzösischen Kleinstadt Cholet auf. Seine Eltern, selbst keine Musiker, erkannten die Leidenschaft ihres Sohnes für die Musik, nachdem er zum siebten Geburtstag eine Plastikgitarre geschenkt bekam. Zwei Jahre später erhielt Raphaël ersten Gitarrenunterricht am örtlichen Konservatorium bei Hacène Addadi. Er setzte seine Studien am Konservatorium in Nantes bei Michel Grizard fort, der ihn zu einer Karriere als Gitarrist inspirierte, und studierte von 2015 bis 2020 am Conservatoire national supérieur de musique in Paris unter anderem bei Roland Dyens und Tristan Manoukian. Zusätzlich arbeitete er einige Jahre mit Judicaël Perroy, dessen Mentorenschaft ihm eine große Unterstützung war.
In Europa war er bereits ein angehender Star nach seinem Sieg beim Concurso Internacional de Guitarra José Tomás Villa de Petrer 2017 in Valencia und Preisen bei Wettbewerben in Spanien, Frankreich, Portugal und Tschechien. Seinen internationalen Durchbruch erzielte Feuillâtre 2018 als Gewinner der renommierten Guitar Foundation of America International Concert Artist Competition. Seine Erfolge ermöglichten ihm, Aufnahmen zu machen und Konzertreisen durch Europa, Brasilien, Argentinien, die USA und Kanada zu unternehmen und seine Karriere erhielt einen weiteren Schub, als die französische Gesellschaft für Aufführungsrechte ADAMI ihn 2021 als eine der »klassischen Entdeckungen« des Jahres auswählte. 2023 belegte er auf Apple Classical Platz 2 der meistgehörten Künstler klassischer Musik.
6/2025