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Concerto Köln
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Der Vergessene

28.05.2004

Manche fallen durchs Netz, warum weiß keiner. Johann Wilhelm Wilms (1772–1847) jedenfalls war einer der wichtigen Komponisten seiner Epoche, schrieb Symphonien voller Kraft und Individualität. Er lebte seit 1791 in Amsterdam, brachten den Holländern Mozart und Beethoven nahe, blieb aber selbst im Hintergrund, so sehr, dass es erst intensiver Recherchearbeit des Concerto Köln bedurfte, um seine Musik wieder im angemessenen Glanz erstrahlen zu lassen.

Johann Wilhelm Wilms kam am 30. März 1772 in Witzhelden Solingen zur Welt. Ersten Klavierunterricht gab ihm sein Vater, ein Lehrer und Organist. Damit war der Grundstock für eine Leidenschaft gelegt, die dazu führte, dass Wilms Musiker statt Pfarrer werden wollte. Nach einem Studium wurde er zunächst Musiklehrer, bildete sich jedoch weiter, lernte Flöte und Komposition. Er reiste zum Spaß nach Amsterdam, war begeistert von der Stadt und ließ sich dort 1791 nieder. Dort wurde er zunächst noch von Georg Hodermann unterrichtet, hatte aber bald selbst als Pianist und Komponist Erfolg. Seine Unterrichtsstunden wurden voll, nebenbei arbeitete er außerdem in verschiedenen Orchestern. Zuverlässig und korrekt erwarb er sich einen guten Ruf in der niederländischen Musikszene und wurde dank seiner Fähigkeiten und seines Engagements bald zu einer wichtigen Persönlichkeit des kulturellen Lebens. Als das Koninklijk Nederlandsch Instituut voor Wetenschappen, Letteren en Schoone Kunsten im Jahre 1808 gegründet wurde, ernannte man Wilms zu einem Mitglied der Musikabteilung. Er gehörte er zu den Initiatoren einer Konzertvereinigung und gewann 1816 in einem Wettbewerb für die Vertonung zweier im Jahre zuvor ausgezeichneter nationaler Texte beide möglichen Preise.

 

Das Lied “Wien Neêrlandsch bloed” wurde daraufhin zur offiziellen Nationalhymne. Mit seiner “Symphonie Nr.6, d-moll, op.58” errang Wilms wiederum 1820 den ersten Platz des von der Koninklijke Maatschappij voor Fraaie Kunsten en Letteren zu Gent ausgeschriebenen symphonischen Wettbewerbs. In älteren Jahren galt er als Kapazität in Streitfragen und wurde sogar bei der Entwicklung von Musikinstrumenten um Rat gefragt. Als Wilms am 19.Juli 1847 in Amsterdam starb, war er eine geachtete Persönlichkeit des musikalischen Lebens. Was aber nicht verhindern konnte, dass er außer seiner Komposition der Nationalhymne weitgehend in Veressenheit geriet.

 

Es war daher auch für Werner Ehrhardt, den Konzertmeister des Concerto Köln, eine Überraschung, als er vor wenigen Jahren auf der Suche nach unveröffentlichten Meisterwerken auf die Partituren von Wilms stieß. Die Musik zeichnete sich durch erstaunliche Klarheit und Kraft aus, die den Urheber in die Nähe der Beethovenschen Gestaltungsmacht stellt. Stilistisch von der Wiener Klassik ausgehend, war sie allerdings bereits von Elementen des Biedermeiers und der Romantik beeinflusst. Wärme und Spontaneität kennzeichneten den Ton, Direktheit die Entwicklung, anspruchsvolle Modulationen und Instrumentationen die Durchführung der Themen.

 

So etwas passt ideal zu den Klangvorstellungen des Concerto Köln und so wählte Ehrhardt die Symphonien Nr. 6 und 7 als Programm für die zweite Aufnahme, die das Ensemble für die Archiv Produktion der Deutschen Grammophon verwirklicht hat. Im Februar 2003 waren die Proben soweit gediehen, dass im Sendesaal des Deutschlandfunks Köln die Bänder laufen konnten. So entstanden zwei Weltersteinspielungen, die Johann Wilhelm Wilms mit rund zwei Jahrhunderten Verspätung nun doch noch die ausstehende Würdigung durch die interessierte Musiköffentlichkeit einbringen könnten.

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