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Esa-Pekka Salonen

Liebestod

19.08.2005

In einem frühen Interview in den achtziger Jahren meinte die junge Komponistin Kaija Saariaho, sie würde wohl nie eine Oper schreiben. Für Gérard Mortier machte sie es dann doch. Im Schaltjahr 2000 zwischen den Epochen hatte “L’Amour de loin” Premiere bei den Salzburger Festspielen und wurde seitdem in verschiedenen Inszenierungen weltweit aufgeführt. Eine der spannenden, weil bildhaft kraft- und bedeutungsvollen Interpretationen gelang im vergangenen Herbst an der Finnish National Opera in Helsinki unter der Leitung von Peter Sellars. Die Kameras liefen mit.

Als sich Saariaho erst einmal entschieden hatte, es doch mit einer Oper zu versuchen, ging die Umsetzung vergleichsweise schnell. Innerhalb von 18 Monaten war die Partitur fertiggestellt und konnte zur weiteren Bearbeitung an die Bühnenregisseure weitergegeben werden, Zuvor jedoch hatte die Komponistin lange über grundsätzliche Fragen nachgedacht: “Die Oper ist eine besondere Gattung innerhalb der abstrakten Form der Musik, denn, im besten Falle, reflektiert sie mit den dargelegten Ereignissen unser eigenes Leben. Überzeugende, anrührende Figuren werfen ein neues Licht auf unser eigenes Dasein. Liebe und Tod, Themen, die den Menschen im Innersten betreffen, stehen daher auch in der Oper im Vordergrund. Auf diese starken Themen wollte ich mich konzentrieren, wollte musikalisch Gefühlen nachspüren, die sie hervorrufen, und über die Musik ihrem unbekannten Reich näher kommen. Aktion steht in dieser Oper im Hintergrund: die Spannung entsteht vor allem durch das vielschichtige Seelenleben der Protagonisten”.

Um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können, reduzierte Saariaho die dramaturgischen Mittel auf ein Minimum. Ihr genügen drei Figuren, die des historisch verbürgten Troubadours des 12.Jahrhunderts Jaufré Rudel, die der von ihm angebeteten Geliebten im fernen Tripolis Clémence und die des namenlosen Pilgers, der als Mittler zwischen den Gegensätzen Mann und Frau, nah und fern, Liebe und Tod, Okzident und Orient fungiert. Außerdem bekommen die einzelnen Figuren jeweils einen Chor als Schatten ihrer Gedanken zugewiesen, der aber auf der Bühne nicht in Erscheinung tritt.

Saariahos Partitur ist dabei ebenso ruhig wie klangfarbenreich. Einst fasziniert von den Spektralmusikern aus dem Pariser IRCAM-Umkreis arbeitet sie mit Bildern und Stimmungen, die entfernt an Debussys “Pélleas et Melisande” anknüpfen, aber ebenso Messiaen und sogar Poulenc im Sinn haben. Der historische Bezug der unglücklichen Liebesgeschichte – Jaufré betet Clémence aus der Ferne an, ohne sie zu kennen, reist zu ihr, stirbt aber unmittelbar den Tod durch (Liebes)Krankheit, nachdem er das Subjekt der Begierde erreicht hat, woraufhin Clémence mit Gott und der Welt hadert – wird durch überlieferte Motive des realen Troubadours eingearbeitet, ansonsten jedoch dominieren Stimmungen, Schwebungen, Strukturen.

Für den Starregisseur Peter Sellars wiederum war das eine Möglichkeit, mit kargen und archaischen, aber umso bedeutungsvolleren Bildern auszukommen. Die beiden Welten der Liebenden sind durch zwei lichtdurchdrungene Wendeltreppen zwischen Himmel und Erde repräsentiert, der Pilger hat sein Boot, Wasser auf der Bühne symbolisiert das Element des Übergangs. Dazu kommt eine eindrucksvoll symbolische Lichtregie mit klaren Farben, viel Dunkel und kaum Effekten. In diesem Raum nun können die Solisten Dawn Upshaw (Clémence), Monica Groop (Pilger) und Gerald Finley (Jaufré) agieren und ihre hochkomplexen Gesangspassagen und ebenso anspruchsvollen, weil handlungsarmen Rollen verwirklichen. Esa-Pekka Salonen schließlich schließt den Kreis durch seine differenzierte und umsichtige Dirigierkunst, die die aufwändig zu koordinierenden Elemente Orchester, Chöre und Solisten zu einer musikalischen Einheit verschmilzt. Eine rundum beeindruckende Opern-Filmproduktion auf der Basis der Aufführung in Helsinki, in bewährtem PCM-Stereo oder beeindruckendem DTS / Dolby Digital 5.1 Surround-Sound.

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Paul McCreesh
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