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Ferenc Fricsay
Ferenc Fricsay

Sternstunden

12.12.2004

Es gibt manchmal Konstellationen, die alle bis dahin geltenden Meinungen revidieren. Als sich Ende der fünfziger Jahre der Pianist Géza Anda und der Dirigent Ferenc Fricsay daran machten, gemeinsam mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin die drei Klavierkonzerte von Béla Bartók aufzunehmen, wurde bald klar, dass solch besondere Momente in der Luft lagen.

Im Anschluss an die Aufnahmen traten Anda und Fricsay zusammen mit den Wiener Philharmonikern auf. Obwohl bereits Monate zwischen den Mikrofon- und Bühnenterminen lagen, waren sie derart souverän aufeinander abgestimmt, dass die besondere Spannung der Bartókschen Klavierkonzerte live präsentiert werden konnte. Dementsprechend überschlug sich die Kritik. So konnte man etwa im Wiener Express lesen: “Die virtuose Aufführung des Klavierparts durch Anda wie auch die sensible Partnerschaft Fricsays und des hervorragend studierten Orchesters ermöglichten eine Darstellung, von der man getrost behaupten kann, sie sei ideal und unübertrefflich gewesen”. Bestnoten also für einen Komponisten, dessen Klavierkonzerte sich den Platz im klassischen Repertoire eben erst mühsam erkämpft hatten. Und das lag auch am unermüdlichen Engagement Andas und Fricsays für die Werke Bartóks. Beide Interpreten stammten aus Ungarn, beide lernten ihr musikalisches Handwerkszeug an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest und beide sahen es als eine zentrale Aufgabe an, das Lebenswerk ihres berühmten Landsmannes zur Aufführung zu bringen.

 

Dabei waren für Bartók selbst die drei Klavierkonzerte nur eine mögliche, wenn auch zentrale Ausdrucksform. Als ausgezeichneter Pianist und hatte er sich in mannigfaltiger Weise dem Instrument genähert und es erst vergleichsweise spät im Schaffensprozess in den Kontext des Orchesters gestellt. Das erste Konzert entstand 1926 und führte das Klavier sowohl als Melodie- wie als Schlaginstrument ein. Vor allem im dritten Satz herrschten gehämmerte, ostinate Figuren vor, die mit volksliedhaften Motiven verknüpft wurden. Über den nächsten Vorstoß in dieselbe Richtung, den er 1931 komponierte, meinte Bartók selbst: “Mein zweites Klavierkonzert ist in der klassischen Sonatenform gehalten. […] Ich möchte noch bemerken, dass das Konzert nicht für Klavier und Orchesterbegleitung geschrieben ist, sondern für Klavier und Orchester. Ich wollte den Solisten mit dem Orchester völlig gleichstellen”. Im dritten Anlauf gab er sich schließlich versöhnlicher und komponierte ein Musterbeispiel klassischer Klarheit und gestalterischer Einfachheit. Das Konzert wurde 1945 posthum veröffentlicht und gilt als kompakte Zusammenfassung konzeptioneller Ideen, mit denen sich der Künstler und Volksmusikforscher Bartók über Jahrzehnte hinweg auseinandergesetzt hatte.

 

So hatten Géza Anda und Ferenc Fricsay eine große Aufgabe vor sich und näherten sich ihr mit zahlreichen Konzerten über ein Jahrzehnt hinweg. Bereits 1952 kam es zu einem spektakulären Auftritt, an den sich der Pianist mit Stolz erinnerte: “Als Fricsay und ich bei der Eröffnung des IGNM-Festes in Salzburg im Jahre 1952 den dritten Satz des zweiten Bartók-Konzertes wiederholen mussten, zeigte sich, was schon lange zu erwarten gewesen war: Das Stück erwies sich als ein zum klassischen Repertoire gehöriges Werk. Es folgten auf diese Aufführung nicht nur eine Zeit intensiver künstlerischer Zusammenarbeit – wir spielten allein das Zweite Bartók-Konzert ungefähr 60 Mal -, sondern zudem die Erneuerung einer fast brüderlichen Freundschaft”. Unter diesen Voraussetzungen wird es auch verständlich, dass dem symbiotischen Team Anda und Fricsay fast ein Jahrzehnt später ihre berühmt gewordenen Aufnahmen der Konzerte gelangen. Eingespielt wurden sie im September 1959 und Oktober 1960 in der Berliner Jesus-Christus-Kirche. Bis heute wirken sie als Höhepunkte des Repertoires der Deutschen Grammophon nach.

 

Die Referenz:

 

“Die berühmte Einspielung der Bartòk-Konzerte behält ihre Bedeutung über Jahrzehnte hinweg. Die Übertragung der frühen Stereo-Aufnahmen auf CD ist ohne Einbußen am Klangbild gelungen.” (H.-P. Krellmann in FonoForum 6/89)

 

Näheres zur Referenz-Reihe unter http://www.referenzaufnahmen.de

Bartók: Piano Concertos Nos.1-3 0028944739921
BARTÓK Klavierkonzerte Nos. 1-3 Anda
20. Feb. 1995

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