Als der junge
Rolando Villazón Ende der 90er Jahre in die Opernwelt eingeführt wird, steigt er schnell in den Klassikolymp auf. Zahlreiche Auszeichnungen, euphorische Lobeshymnen und weltweite Auftritte ebnen ihm den Weg zu einer außerordentlichen Karriere als Tenor. Villazón avanciert zu einem Popstar, weil er auch über die Gemeinde der Klassikanhänger hinaus große Popularität erlangt.
Massenet und Villazón – eine besondere VerbundenheitDabei fällt auf, dass in der Karriere Villazóns das Werk des Komponisten
Jules Massenet immer wieder eine bedeutsame Stellung einnimmt. Mit “Manon” feiert er in der Rolle als Des Grieux 1999 seine Europa-Premiere, mit der Neu-Inszenierung von Massenets
“Werther” beweist er sich 2011 in Lyon erstmals auch erfolgreich als Regisseur, und mit dem Gesangspart des Werther steht er schließlich wieder im Mai 2011 im
Londoner Royal Opera House auf der Bühne. Die Rolle des überempfindsamen und leidenschaftlichen Poeten kennt Villazón sehr gut, gab sie erstmals 2006 in Nizza, später auch in den Opernhäusern von Wien und Paris. In der Inszenierung des französischen Filmregisseurs Benoit Jacquot und unter der musikalischen Leitung von Antonio Pappano interpretiert Villazón in Covent Garden abermals den tragischen Helden Goethes.
Villazón als Werther: kompromisslos und leidenschaftlichVillazón, der die Oper selbst als Ort der Freilegung des menschlichen Unterbewusstseins begreift, gelingt es mithilfe seiner virtuosen künstlerischen Qualitäten tiefste Seelen-Winkel auszuloten. Mit großer stimmlicher Sicherheit und Eleganz reißt der Tenor den Zuhörer emotional mit in das komplexe Innenleben des Werther. “Bei seiner kompromisslosen Suche nach Wahrheit verschmelzen Klang, Ausdruck und Gestik zu einer großen Einheit“, schreibt der Guardian. Das ungleiche Dreiergespann wird komplettiert durch die hervorragende Leistung von Mezzosopranistin
Sophie Koch als Charlotte sowie durch den Bariton
Audun Iversen als Ehemann Albert. Massenets kompositorische Stärke, seine präzise und sich an der natürlichen Sprachmelodie orientierende Bearbeitung des Librettos, wird schließlich durch das überzeugende Dirigat
Antonio Pappanos auf den Punkt gebracht.
Veröffentlichung der eindrucksvollen AufnahmenDie Deutsche Grammophon veröffentlicht nun mit
“Werther” das am häufigsten aufgeführte Werk von Massenet. Die Aufnahmen mit dem
Orchester des Royal Opera House halten zudem
Rolando Villazóns eindrucksvolle Darbietung in der Rolle eines jungen Mannes fest, der sich kompromisslos und zerrissen von seiner Leidenschaft am Ende zu Grunde richtet. Rolando Villazón selbst schreibt mit dieser Darbietung seine Erfolgsgeschichte weiter. So urteilt der Telegraph nach der ersten Aufführung: “Mit diesem Auftritt erinnerte Villazón das Publikum daran, weshalb sein Erscheinen in der Opernszene damals eine solche Sensation auslöste.”