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Die Wiederentdeckung des Wohlklangs

Neo-Klassik
© Gabriel Caparó / flickr
10.08.2016

Erfahren Sie im 3. Teil der Serie “Neoklassik” alles über die Hauptvertreter der klassischen Minimal Music im 20. Jahrhundert. 

Blickt man auf die Musik des 20. Jahrhunderts, so gleicht sie einem Flussdelta mit verschiedensten Verästelungen und Inselgruppen. Nicht mehr eine klare Linie ist zu erkennen, vielmehr entwickelten sich im Lauf der vergangenen Jahrzehnte verschiedenste Ansätze, die, stets in Auseinandersetzung mit den Errungenschaften der vergangenen Jahrhunderte, einen neuen, eigenen Ausdruck suchten. Alles war nun möglich in dieser Landschaft aus Tönen, Klangballungen und Harmonien, und spätestens seitdem Richard Wagner in seiner Oper “Tristan und Isolde” grenzgängerisch die Klänge ausgereizt und Arnold Schönberg schließlich den Sprung erst in die konsequente Atonalität, später in die Zwölftonmusik gewagt hatte, konnte mit allem gerechnet werden.

Und doch fanden sich auch in der Vielfalt des 20. Jahrhunderts breitere Strömungen, die der Musik unserer heutigen Zeit den Weg bereitet haben und dabei erstaunlich wenig konfrontativ, dabei umso wirkungsvoller und einnehmender arbeiteten. Die Rede ist von dem Werk beeindruckender Musikerpersönlichkeiten wie Philip Glass, James MacMillan oder John Adams, deren Art zu komponieren nicht ohne Folgen blieb.

Philip Glass, James Mac Millan und John Adams: drei prägende Komponisten des 20. Jahrhunderts

Eine der einflussreichsten Komponistengestalten der vergangenen Jahrzehnte ist der amerikanische Musiker Philip Glass, der heute als einer der Hauptvertreter der Minimal Music gilt. Entscheidend geprägt durch eine Begegnung mit dem indischen Komponisten und Sitarspieler Ravi Shankar entdeckte Glass die Grundmuster der indischen Musik für sich und entwickelte daraus sein eigenes Verständnis von Zeit, Rhythmus und Klang. In seinen Kompositionen spiegelt sich dieses in einer kreisenden, meditativ-repetitiven Form wieder, wobei das Grundmaterial meist aus einfachen, tonalen Akkorden besteht. Auch sein Musikerkollege John Adams nutzte die fokussierte Energie des Minimalismus, allerdings weitete er die harmonische Dimension in seinen Stücken deutlich aus und arbeitete mit großen orchestralen Klängen. Der schottische Komponist James MacMillan schließlich entwickelte einen überaus spirituell angereicherten und eindringlichen Kompositionsstil, der die Musik als kraftvolles Mittel wiederentdeckte, um den Hörer emotional zu berühren.

Spiel mit Klang, Gefühl und Zeit: die Wegbereiter der New Classics verorten die Musik in der Mitte der Gesellschaft

Auch wenn das Tonmaterial weitgehend dasselbe war wie bisher und alles damit Mögliche längst erkundet schien, so gelang den führenden Komponisten auf dem Weg zur New-Classics-Strömung im 20. Jahrhundert doch ein ganz neuer Zugang zu einem unmittelbaren, emotional packenden und mitunter suggestiv wirkenden musikalischen Ausdruck. Dies hatte entscheidend damit zu tun, dass Vertreter wie Glass, MacMillan oder Adams den Wohlklang wieder für sich entdeckten und eingängige melodische wie rhythmische Kompositionsmuster zuließen. Gleichzeitig aber begannen sie in ihren Werken auch damit zu spielen: Mal bedienten sie sich aus der reichen Schatzkiste spätromantischer Kompositionspraxis, verwendeten dichte orchestrale Klänge und dunkle, gewichtige Farben. Dann wiederum setzten sie die Musik in Beziehung zu Strömungen aus Pop, Rock oder gar Punk, komponierten Filmmusiken, Auftragswerke zu gesellschaftlichen Anlässen und politischen Ereignissen. Damit entzogen sie sich bewusst dem Nischendasein mancher Kollegen und verorteten ihre Stücke schließlich in der Mitte der Gesellschaft. Der Wohlklang war zurück, das Gefühl eroberte die Musik und der Weg war bereitet für die Neoklassiker unserer Tage.

>> Teil 1 der Serie “Neoklassik” lesen - Tristan-Akkord
>> Teil 2 der Serie “Neoklassik” lesen - 2. Wiener Schule

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