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Rückkehr der Emotionen – Das Mivos Quartet mit sämtlichen Streichquartetten von Steve Reich

(c) Andrej Grilc-02975-min (1).jpg
08.02.2023

Steve Reich gilt als einer der einflussreichsten Komponisten der Gegenwart. Seine ebenso pulsierende wie eigenwillig schwebende Klangkunst hat eine ganze Generation von avantgardistischen Tonschöpfern geprägt. Größen wie Michael Nyman, Philip Glass oder Max Richter profitierten maßgeblich von Reichs Pionierarbeit. Sie durften sich von ihm ermutigt fühlen, emotional zugängliche Musik zu schaffen, die nicht nur für einen engen Kreis von Intellektuellen attraktiv sein würde. Reich half, die Tonalität in die moderne Kompositionskunst zurückzubringen. Er setzte mit rhythmischen und perkussiven Mitteln neuartige Akzente und bediente sich   elektroakustischer Ressourcen. Reich war und ist ein unkonventioneller Komponist, ein Grenzgänger par excellence.

Dass sich dieser musikalische Anarch einmal der klassischen Gattung des Streichquartetts verschreiben würde, hat ihn selbst wohl am meisten überrascht. Doch im Jahr 1988 schuf er mit “Different Trains” sein erstes Werk dieses Genres. 1998 folgte mit dem “Triple Quartet” sein zweites Streichquartett, bevor er in den Jahren 2009 und 2010 mit “WTC 9/11” seine vorerst letzte Arbeit auf diesem Feld der Kompositionskunst verfasste.

Schmerz der Erinnerung

Bislang waren diese drei Werke nur in verstreuten Veröffentlichungen greifbar. Jetzt finden sie sich erstmals auf einem Album vereint. Das Mivos Quartet aus New York, bekannt für seine wegweisenden Aufführungen zeitgenössischer Musik, interpretiert die drei Streichquartette mit leidenschaftlicher Inbrunst. Steve Reich hat das Aufnahmeprojekt selbst angeschoben und es engagiert begleitet. Dadurch trägt die Aufnahme, die seinen Vorstellungen entspricht, sein persönliches Siegel.  

Zu den Höhepunkten des Albums gehört die spannungsgeladene Interpretation des für Streichquartett und Tape komponierten Werks “WTC 9/11”. Mit dieser Arbeit sucht Reich den Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 musikalisch zu verarbeiten. Reich, der aus New York stammt, wo er 1937 zur Welt kam, war von dem Drama tief betroffen. Sein Sohn, mit dem er während des Anschlags telefonierte, konnte von seiner Wohnung aus den Einsturz des Südturms beobachten.    

Leben in Klang verwandeln

Der Komponist lässt O-Töne von Fluglotsen, Feuerwehrmännern und Notrufenden in das Streichquartett einfließen. Dadurch wird das Entsetzen der Menschen spürbar, ein Effekt, der eine dramatische Verstärkung erfährt, indem Reich die Sprachmelodie der menschlichen Stimmen aufgreift und zu Klang verwandelt. Ähnlich verfährt er auch in “Different Trains”, das Zugfahrten von New York nach Kalifornien heraufbeschwört, die er in den 1940er Jahren nach der Scheidung seiner Eltern erlebte. Als Sohn einer deutsch-jüdischen Familie blickt er mit “Different Trains” nach Europa und denkt an die Menschen, die “zur gleichen Zeit wahrscheinlich nicht in gemütlichen Reisewagons, sondern in den Holocaust-Zügen” saßen.

Die Streichquartette von Steve Reich, der oft auf einen Vorreiter der Minimal Music reduziert worden ist, speisen sich aus dem Leben, aus tiefgreifenden Erfahrungen und Emotionen. Kurz vor der Uraufführung seines Streichquartetts “WTC 9/11” im Jahr 2011 bemerkte er einmal in der ihm eigenen Radikalität: “Wenn Musik nicht aus emotionaler Intensität erwächst, hat sie keinen Bestand.”

Mivos Quartet - Steve Reich: The String Quartets Cover
REICH The String Quartets / Mivos Quartet
3. Feb. 2023

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