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Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Amadeus Mozart

Jünglings Phantasien

20.12.2006

Auch nach nicht ganz 250 Jahren ist es faszinierend, mit welcher Chuzpe der gerade einmal frühpubertierende Wolfgang Amadeus Mozart bereits seine ersten Opern und Singspiele komponierte. Zwar sind sie noch deutlich den musikalischen Geschmäckern seiner Zeit verhaftet und doch weisen sie auf die genialische Künstlerpersönlichkeit voraus, in die sich das Wunderkind verwandeln sollte. Und so gehört es aus mehreren Gründen dazu, im Rahmen des aufwändigen “M 22”-Projektes mit der Aufführung aller Bühnenwerke des Komponisten während der Salzburger Festspiele 2006 auch die frühesten Beispiele seiner Kunst wie das lateinische Schuldrama “Apollo et Hyacinthus” und das geistliche Festspiel “Die Schuldigkeit des Ersten Gebots” zu inszenieren. Schließlich wird damit nicht nur eine Lücke in der Aufführungsgeschichte in Salzburg geschlossen, sondern auch die Präsentation der beiden selten gespielten Werke auf DVD im Rahmen der “M 22”-Edition möglich.

Karneval und Fastenzeit waren im 18. Jahrhundert für die Menschen weitaus wichtigere Abschnitte im christlichen Jahreskreislauf als in einer säkularen Gesellschaft wie der heutigen. Das bedeutete aber auch, dass während dieser Zeiträume Feste und Riten zelebriert wurden, die eben diese Besonderheit der Passionswochen abbildeten und unterstrichen. Anno 1767 beispielsweise plante Siegmund Graf von Schattenbach die Aufführung eines umfassenden “Fastenspectaculums”, zu dem er eine eigene Musik schreiben ließ. Drei Komponisten engagierte er, den damaligen fürsterzbischöflichen Konzertmeister Michael Haydn, den als lokale Größe bekannten Anton Cajetan Adlgasser und das hoch begabte, gerade elfjährige Wunderkind Mozart. Jeder bekam einen Teil des erbaulichen Stoffes zu Umsetzung vorgelegt und der clevere Knabe sollte sich um “Die Schuldigkeit des ersten Gebots” kümmern. Das Libretto stammte von Ignaz Anton Weiser und so konnte Mozart sich frisch ans Werk machen und den moralisierenden Stoff für die Musikbühne umsetzen. Es wurde eine kesse, durchaus schmissige Vertonung, wenn auch die oberlehrerhaften Weisheiten des Textes zuweilen die künstlerische Umsetzung bremsten. Für die Salzburger Festspiele 2006 jedenfalls machte John Dew eine heitere Burleske im Stil des Bauerntheaters daraus, mit einfacher, wirkungsvoller Bühne, die von den Akteuren selbst durch Vorhänge und Requisiten umgebaut wird. Die allegorischen Figuren ließ er in wunderbar klischeehafen Kostümen auf die Bühne kommen und agieren wie in einem Jahrmarktsspiel.  So bekam das Mozartsche Auftragswerk die passenden ironische Ebene in der Inszenierung, um aus heutiger Perspektive unterhaltsam und charmant zu wirken.
 
Noch deutlicher wird die Absicht der behutsamen Relativierung des kulturhistorischen Ernstes in Dews Bearbeitung des anderen Jugendstücks. Es heißt “Apollo et Hyacinthus”, stammt aus der Feder des Benediktinerpaters Rufinus Widl und wurde noch um selben Jahr wie die “Schuldigkeit” in Auftrag gegeben. Dabei handelt es sich um ein steifes Schuldrama um die Themen Liebe, Verrat, Bestrafung, das der Knabe mit scheinbar ebenso schulmeisterlicher Perfektion in Musik fasste. Dew und vor allem sein Bühnenbildner Heinz Balthes und der Kostümspezialist José-Manuel Vasquez machen daraus jedoch ein bis ins Absurde des mechanischen Theaters des Dadaismus reichendes Bühnenspiel, das mit den Kontrasten Historizität und Phantasie, Fiktionalität und Wirklichkeitsbezug kokettiert. Das hat die eine Seite der tändelnden Unbedarftheit rokokohafter Schäferdichtungen, einen Hauch von Ariane Mnouchkine, aber auch reichlich optischen und akustischen Kunstsinn, der bereits beim frühreifen Genius auf erstaunlich profunde musikalische Grundlagen zurückgreifen kann. Beide Kurzopern wurde in Salzburg an einem Abend gezeigt und so ist es sinnvoll, sie auch in einer Doppel-DVD-Box zu veröffentlichen. Orchestral gerahmt vom Sinfonieorchester des Universität Mozarteum unter der Leitung von Josef Wallnig und aufgenommen in berauschendem Surround-Sound (wahlweise PCM Stereo) bietet dieses Doppel-Pack einen Mozart-Genuss nicht nur für die, die schon alles in ihrem Raritätenschrank wähnten.

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