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Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Amadeus Mozart

Jugend des Genies

08.11.2006

In späteren Jahren hätte Wolfgang Amadeus Mozart sich so etwas nicht mehr bieten lassen. Als Kind jedoch, mit einem ehrgeizigen Vater im Rücken, der sorgsam darüber wachte, dass sein Wunderknabe auch die richtigen Stufen auf dem Weg nach oben gehe, hatte er wenig Chancen, sich den genauen Vorgaben von Auftragskompositionen zu entziehen, zumal es sich um die ersten Möglichkeiten handelte, auf der wichtigen und ruhmreichen Opernbühne zu bestehen. Also schrieb Mozart brav als Zwölfjähriger sein “La Finta Semplice” und drei Jahre später auch “Ascanio In Alba” zu zweitrangigen Libretti mit einer Handlung, die er eigentlich lebensalterlich noch gar nicht nachvollziehen konnte. Der Effekt solcher Frühwerke allerdings war wichtig: Zum einen konnte sich der heranreifende Komponist ausführlich mit der Tradition der Gestaltung für die Bühne auseinandersetzen und Erfahrungen sammeln, die seine späteren Werke erst so ungewöhnlich werden ließen, wie sie uns heute erscheinen. Auf der anderen Seite fand er trotz aller Vorbehalte den Weg in die Akzeptanz seiner zeitgenössischen Musikwelt, für die die Oper als ein Höhepunkt des künstlerischen Schaffens galt.

Für die Programmplanung der Salzburger Festspiele, die im Rahmen des Projekten M22 alle Opern Mozarts in einer Spielzeit auf die Bühne bringen wollten, waren die Jugendwerke allerdings eine Herausforderung. Zunächst galt es, Inszenierungen zu finden, die man einladen konnte und die darüber hinaus nicht am positivistischen Bühnenideal einer historischen Aufführung festhielten (schließlich gibt es kaum noch etwas Abgenutzteres als eine Rokoko-Oper in Rokoko-Kostümen). Darüber hinaus musste sie im vorhandenen Rahmen realisierbar sein und zum gegebenen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Im Fall von Mozarts erstem abendfüllenden Bühnenwerk griff man daher auf eine Inszenierung zurück, die zusammen mit dem Ludwigsburg Festival verwirklicht wurde. Joachim Schlömer stellte dabei “La Finta Semplice” in einen größeren Kontext späterer Werke (“L’Oca Del Cairo”; “Lo Sposo Deluoso”), die er unter dem Titel “Irrfahrten” zu einer Trilogie klammerte. Dabei reduzierte er die Bühne auf ein Zentrum und vier weiße Dreiecke, die von den Akteueren bespielt wurden. Zum besseren Textverständnis fügte er eine neue Figur namens Auctoritas ein, die mit Zwischentexten die komplizierte Intrigenkomödie als Conférencier kommentierte. Kostüme wurden ebenfalls auf Wesentliches reduziert, zentrale Farbe des Spektakels ist das Weiß der Unschuld. In den Hauptrollen waren unter anderem Malin Hartelius (Rosina), Joseph Wagner (Don Cassandro) und Matthias Klink (Don Polidoro) zu erleben, die Camerata Salzburg dirigierte Michael Hofstetter.

Ebenfalls auf die Stärken des Regietheaters griff David Hermanns Bearbeitung von “Ascanio In Alba” zurück. In Zusammenarbeit mit dem Ensemble des Nationaltheaters Mannheim wurde hier ein Liebesverwirrspiel auf die Salzburger Bühne gebracht, das noch ausgefallener als die “Finta” mit Kontrasten zwischen Historizität und Aktualität spielte. Wie schon Schlömer misstraute auch Hermann der Fähigkeit des Publikums, dem mythologisch verschränkten, antiquierten Plot zu folgen, und fügte zum eigentlichen Geschehen die kommentierenden Figuren Voyager I und Voyager II hinzu. So bekam die Oper eine weitere Ebene des Externen innerhalb des Geschehens und die pointiert zugespitzten Bühnenrollen erschienen irritierend vielfältig. Überhaupt verlagerte die Regie den Plot um Venus und die Liebe zwischen Ascanio und Silvia in ein postindustriell schillerndes Ambiente mit Pop-Appeal, das im herben Kontrast zur Gefälligkeit der historischen Musik stand. Vom Publikum stürmisch gefeiert glänzten Iris Kupke als Venus, Sonia Pirna als deren Sohn Ascanio und Marie-Belle Sandis als Herkules-Nymphe Silvia, gerahmt von Chor und Orchester des Nationaltheaters Mannheim unter der Leitung von Adam Fischer.

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