Das neue Album von Deutsche Grammophon dokumentiert Joe Hisaishi als Dirigenten seiner eigenen vokal-orchestralen Suite The End of the World und der japanischen Erstaufführung von Steve Reichs The Desert Music

Live aufgenommen in der Suntory Hall im Sommer 2024
Mit der Sopranistin Ella Taylor, dem Philharmonic Chorus of Tokyo
und dem Future Orchestra Classics
Joe Hisaishi Conducts erscheint am 8. August 2025
Joe Hisaishis neues Album für Deutsche Grammophon hält ein besonderes Konzertereignis fest: Am 31. Juli 2024 brachte der legendäre Komponist, Dirigent und Pianist in der Suntory Hall in Tokio sein Werk The End of the World sowie die japanische Erstaufführung von Steve Reichs The Desert Music auf die Bühne – beide gespielt vom Future Orchestra Classics (FOC) unter seiner Leitung. Hisaishi gründete das FOC 2019, um neue Perspektiven auf klassische Musik zu eröffnen. Das Orchester ist bekannt für seine lebendigen, expressiven Interpretationen. Unterstützt wurden Hisaishi und das FOC vom Philharmonic Chorus of Tokyo; in The End of the World singt Sopranistin Ella Taylor die Solopartie.
Joe Hisaishi Conducts erscheint am 8. August 2025 in allen Formaten. Die Stücke »D.e.a.d« (The End of the World) und »A. Slow« (The Desert Music) kommen am 27. Juni bzw. 18. Juli digital heraus. Es ist Hisaishis drittes Album für Deutsche Grammophon, seit er 2023 einen Exklusivvertrag beim Label unterzeichnet hat. Zuvor erschienen A Symphonic Celebration, die EP Mládí sowie im letzten Frühjahr Joe Hisaishi in Vienna.
Joe Hisaishi komponierte The End of the World nach einem Besuch am Ground Zero in New York. »Ich war nach dem 11. September dort«, sagt er. »Als ich vor den Ruinen des World Trade Centers stand, fragte ich mich, wie die Welt wohl im 21. Jahrhundert aussehen würde – ich kam auf den Gedanken, The End of the World zu schreiben.« Die dreisätzige Suite für zwölf Celli, Kontrabass, Harfe, Schlagzeug und Klavier wurde erstmals 2008 aufgeführt. Der Titel geht auf den gleichnamigen Song von Skeeter Davis aus dem Jahr 1962 zurück (Musik: Arthur Kent, Text: Sylvia Dee).
Bis 2015 hatte Hisaishi die Suite zu einem fünfsätzigen Werk für Solostimme, Chor und Orchester erweitert. Die ursprünglichen drei Sätze waren »Collapse«, »Grace of the St. Paul« (eine Anspielung auf die St. Paul’s Chapel, die nach dem 11. September zum Zufluchtsort für Rettungskräfte wurde) und »Beyond the World«. Hinzu kam »D.e.a.d«, neu gestaltet aus der Orchestersuite DEAD und ergänzt um einen Gesangspart mit Texten von Hisaishis Tochter, der Sängerin und Texterin Mai. Im nun vierten Satz, »Beyond the World«, hatte Hisaishi 2009 Chorstimmen ergänzt, mit lateinischen Texten, die er selbst verfasste. Den Epilog bildet seine neu komponierte Version von Kent & Dees »The End of the World«.
Steve Reichs The Desert Music (1982/83) ist ebenfalls fünfsätzig. Das Werk für verstärkten Chor und Orchester basiert auf Texten des amerikanischen Dichters und Arztes William Carlos Williams (1883–1963). Reich, der sich intensiv mit Williams’ Lyrik beschäftigte, wählte dafür Auszüge aus Gedichten der Bände The Desert Music and Other Poems (1954) und Journey to Love (1955) und schrieb eine Komposition mit bogenförmiger Struktur.
Die Vorstellung der »Wüste« weckt bei Reich ganz verschiedene Assoziationen: seine eigenen Kindheitsreisen durch die Mojave-Wüste in Kalifornien, biblische Erzählungen von Moses und den Israeliten auf dem Sinai sowie die erste Atomexplosion der Geschichte, die im Juli 1945 in der Alamogordo-Wüste in New Mexico detonierte.
Nur wenige Wochen nach diesen Tests mit dem Codenamen Trinity gingen in Japan Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki nieder. Reich griff auf Nachkriegsgedichte über diese Ereignisse zurück. »In The Desert Music setzt sich die Lyrik von William Carlos Williams mit der Atombombe auseinander«, erklärt er. »Ich musste eine Dunkelheit in der Musik zum Ausdruck bringen, die sich in meinen früheren Kompositionen nicht findet.«
»The Desert Music bezieht sich nicht auf eine natürliche Umgebung, sondern auf die Wüste, die in Amerika durch die ersten Atombombentests entstanden ist«, ergänzt Hisaishi. »Ich würde nicht so weit gehen, es ein Antikriegswerk zu nennen, aber es ist ein Werk über die Gefühle, die auf der amerikanischen Psyche lasten – ausgelöst durch das Erschaffen einer solchen Wüste.«
Und er fährt fort: »Im Grunde befassen sich beide Werke mit kriegsbezogenen Themen. In diesem Jahr begehen wir den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs – das möchte ich würdigen, weshalb ich sowohl The End of the World als auch The Desert Music im August noch einmal bei den BBC Proms aufführen werde. Das ist für mich eine große Ehre.«
Joe Hisaishi im Konzert:
3./4. Juli – Esplanade, Singapur (Hisaishi, darunter die asiatische Premiere des Harfenkonzerts und die Welterstaufführung von The Boy and the Heron Suite for Piano and Orchestra, Strawinski, Márquez)
16./17. Juli – Tokyo Dome (Hisaishi) · 21./22. Juli – Lotte Concert Hall, Seoul (Hisaishi)
24./25. Juli – Suntory Hall, Tokyo (Hisaishi)
14. August – BBC Proms, Royal Albert Hall, London (Hisaishi, Reich)
- August – Aichi Prefectural Arts Center, Nagoya (Hisaishi, Reich)
- August – Festival Hall, Osaka (Hisaishi, Reich) · 26. August – Hyogo Performing Arts Center (Hisaishi, Reich)
- August – Tokyo Opera City Concert Hall, Tokyo (Hisaishi, Reich)