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Gidon Kremer
Gidon Kremer

Zweimal Moderne

08.05.2003

Gidon Kremer ist die Konstante der beiden Werke. Ansonsten haben Philip Glass' “Concerto for Violin And Orchestra” und Alfred Schnittkes “Concerto Grosso No. 5” wenig gemeinsam. Als Gegensätze zeitgenössischen Musizierens dokumentieren sie jedoch die Vielfalt möglichen Klanggestaltens, beide ausgehend von der orchestralen Form als Basis, aber mit verschiedenen Konsequenzen. Eine Höreinführung.

Das Etikett heißt “Minimalismus” und bedeutet, dass die Kompositionen in sich auf ein vergleichsweise kleines Motivinventar beschränken, das in unterschiedlichen Durchgängen und verschiedenen Formen variiert wird. Die Idee zu dieser Vorgehensweise kam Philip Glass durch den Kontakt mit dem indischen Sitar-Meister Ravi Shankar. Gewohnt, sich mit Ragas auf ausladende Spannungsbogen einzulassen, die dem westlichen Ohr und Strukturempfinden zunächst fremd erscheinen, unterwies er den jungen Bekannten aus Baltimore in der Kunst des Abwartens und Werdens. Für Glass war das eine persönliche Revolution.

 

Er gründete 1968 das Philip Glass Ensemble, das ihn in der Umsetzung seiner neuen Ideen unterstützen sollte und konzentrierte sich auf die Komposition von Bühnen-, Film- und Opernmusiken. Mit der Zeit entstanden auch Tanzpartituren, vereinzelte Orchesterwerke und immer mehr verschiedene Kompositionen, die er vor allem in Personalunion mit dem Regisseur Robert Wilson für die Theaterräume umsetzte.

 

Auf die Anregung des Geigers Paul Zukofsky hin begann er, sich darüber hinaus mit der klassischen Basisform an sich auseinander zu setzten: dem Instrumentalkonzert. Am 5.April 1987 wurde das “Concerto for Violin And Orchestra” durch das American Composers Orchestra unter der Leitung von Dennis Russel Davies und mit Zukofsky als Solisten uraufgeführt. Bald darauf gehörte es bereits zum Standard vieler Konzertprogramme, denn es verband in harmonisch angenehmer Weise die gestalterischen Traditionen der Vergangenheit mit dem Bedürfnis nach frischer Instrumentalkunst. Glass selbst meinte dazu: “Die Suche nach dem Einzigartigen kann schon in ganz entlegene Gebiete führen. Tabus – als die Bereiche, die wir eigentlich meiden sollten – sind oft am reizvollsten. Ich für meinen Teil finde musikalisches Material in ganz Alltäglichem wie z.B. in Sequenzen und Kadenzen. Das Konzert lotet dabei aus, was es für mich leisten kann. Ich bin hier nämlich mehr an meinen eigenen Klängen als am Potential eines bestimmten Orchesterinstruments interessiert. Das Stück ist für meine musikalischen Vorstellungen wie maßgeschneidert”.

 

Im Unterschied zu dieser individualistischen Auffassung lässt sich Alfred Schnittke durchaus auf den Kampf mit der überlieferten Form ein. Das hängt mit einer Sozialisation zusammen, die ihn als Wolgadeutschen jüdisch-christlicher Herkunft im Sowjetrussland der Nachkriegszeit die Tradition unter anderem Gesichtspunkt rezipieren ließ als den Amerikaner Glass. Seine “Concerti grossi” sind Auseinandersetzungen mit Vivaldi und Bach, mit Strawinsky und der sinfonischen Form an sich. Das “Concerto Grosso No. 5” entstand 1990/91 als Auftragswerk zum hundertjährigen Bestehen der Carnegie Hall und wurde dort am 3.Mai 1991 von Gidon Kremer und dem Cleveland Orchester unter der Leitung Christoph von Dohnányis uraufgeführt. Noch im November desselben Jahres entstand die Referenzaufnahme, diesmal mit den Wiener Philharmonikern im Großen Saal des Musikvereins. Glass wurde ebendort im folgenden Februar archiviert. Zwei Sichtweisen auf die Musik des vergangenen Jahrhunderts, konträr und sich ergänzend, souverän geklammert durch Kremers verblüffende Wandelbarkeit des Tones und der dessen interpretatorische Kompetenz.

 

Die Referenz:

 

“Beiden Konzerten sind die Interpreten überzeugende Anwälte. Die Aufnahmetechnik hat diese im Großen Saal des Wiener Musikvereines stattgefundenen Konzerte vorbildlich herübergebracht.” (W. Wendel in stereoplay 6/93)

 

Näheres zur Referenz-Reihe unter http://www.referenzaufnahmen.de

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