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Björn Meyer - Bass erstaunlich!

Björn Meyer
© Martin Möll / ECM Records
15.09.2017

Soloalben von Bassisten haben bei ECM eine gewisse Tradition. Das erste nahm Dave Holland 1977 unter dem Titel “Emerald Tears” auf. Ihm folgten seither weitere Bass-Soloalben von u.a. Barre Phillips, Eberhard Weber und Miroslav Vitouš. Björn Mayers "Provenance" ist allerdings das erste Album bei ECM, das (fast ausschließlich) der elektrischen Bassgitarre vorbehalten ist. Der gebürtige Schwede, der schon seit langem in der Schweiz lebt, hat über Jahre hinweg eine unverwechselbare Stimme auf seinem Instrument entwickelt. Und die ließ er in höchst unterschiedlichen Kontexten erklingen: etwa an der Seite der persischen Harfenistin und Sängerin Asita Hamidi, des schwedischen Nyckelharpa-Spieler Johan Hedin oder des tunesischen Oud-Meister Anouar Brahem. Am bekanntesten ist Meyer freilich als langjähriges Mitglied von Nik Bärtsch’s Ronin. In diesem Ensemble fungierte sein Bass häufig als Leadinstrument. Bei seiner Soloarbeit interessiert Meyer, wie er im Begleittext zu “Provenance” erklärt, nicht zuletzt, wie sein Bass in einem bestimmten akustischen Raum klingt: “Obwohl das Instrument technisch nicht akustisch ist, wird die Musik zutiefst von den Eigenschaften des Raums beeinflusst, in dem es gespielt wird. Die vielen unterschiedlichen Arten und Weisen, wie die Akustik meine Kompositionen und Improvisationen beeinflussen, waren für mich immer Quellen der Überraschung und Inspiration. Ich habe bei diesem Solo-Projekt definitiv einen Mitspieler: den Raum!” Und dieser Raum ist das Auditorio Stelio Molo RSI in Lugano, dessen exzellente Akustik dabei hilft, all die Details in Meyers atmosphärischen Solo-Kreationen hervorzuheben.

Meyer ist mit seiner Bassgitarre in Gefilde vorgestoßen, in denen man elektronische Instrumente nur selten antrifft. Die Zusammenarbeiten mit Hedin, Hamidi und Brahem lieferten Meyer “viele Gründe, die Funktion meines Instruments zu überdenken, aber auch neue Wege zur Erzeugung zusätzlicher Klänge und zur Erweiterung der tonalen Bandbreite zu finden.”  Der Bassist erschien auf zwei von Brahems jüngsten Alben für ECM, die einhelliges Kritikerlob fanden: “The Astounding Eyes Of Rita” (2009) und “Souvenance” (2015). Im elektro-akustischen Zen-Funk von Ronin – in dem die rhythmische Inspirationen von Steve Reich bis James Brown reichen, aber sich auch Einflüsse von japanischem Theater und japanischer Musik manifestieren – war Meyers Drive und Subtilität Schlüsselelemente, sein Sound integraler Bestandteil des klanglichen Momentums auf den ECM-Alben “Stoa” (2006), “Holon” (2008), “Llyría” (2010) und “Live” (2012).

In dem Essay, das Meyer für das Booklet von “Provenance” schrieb, erzählt er, dass er seit ein paar Jahren bei der Vorbereitung auf Solo-Performances einem Ritual folgt, das 27 Tage vor einem Konzert beginnt und bei dem er alles, was er gerade macht, aufnimmt: Improvisationen, Experimente, Proben, tatsächliche Kompositionen oder verschiedene Kombination von all dem.  “Jeden Tag schneide ich exakt 60 Sekunden Musik heraus und veröffentliche sie über das Internet als eine Art Countdown oder Ideentagebuch”, schreibt er. “Als ich begann, mich für dieses Album vorzubereiten, hatte ich bereits mehr als 150 solcher Fragmente… Ich machte es mir zu Mission die meisten dieser Fragmente noch einmal zu überarbeiten und zu schauen, was für ein Programm sich daraus ergeben könnte. Als ich im Studio ankam, hatte ich bereits eine klare Vorstellung davon, welches Material ich verwenden wollte – aber ich hatte nicht vorhergesehen, wie stark die Räumlichkeiten die Musik beeinflussen würden. Das Lugano Radio Studio hat einen fantastischen Aufnahmeraum, und er eröffnete mir Möglichkeiten für ein paar Improvisationen und sogar dazu, in der Nacht zwischen den Aufnahmetagen ein komplett neues Stück zu schreiben, obwohl die Straßen von Lugano gerade von der musik eines Blues-Festivals widerhallten…”

Die Musik auf “Provenance” reicht vom verhuschten, gitarrenähnlichen Titelstück und dem ähnlich gestimmten “Pendulum” zum Ronin-artigen rhythmischen Minimalismus von “Dance”, vom besinnlichen Melodienreichtum von “Banyan Waltz” und “Three Thirteen” zur strukturierten Interpretation von Hamidis berückendem “Garden Of Silence”. Raum ist aber auch für den virtuos angeschlagenen Funk von “Squizzle”. “Bei Aufnahmen der elektrischen Bassgitarre werden die zarten Klänge des eigentlichen Instruments, die etwa durch die bloße der Saiten entstehen, sehr oft vergessen oder bewusst außen vor gelassen – aber sie inspirieren mich bei der Suche nach neuen Klängen und Spieltechniken”, meint Meyer. “Durch diese Aufnahme möchte ich dem Publikum eine alternative Hörerfahrung vermitteln, dass es den Bass so hört wie ich es tue.”

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