Chick Corea ist immer ein Musiker gewesen, der mehrgleisig fuhr. Oft betreibt der Pianist und Keyboarder parallel mehrere Bands oder Projekte, um seinen diversen stilistischen Neigungen nachgehen zu können. Während er mit seinen elektrischen Bands Fusion und Jazz-Rock der alten Schule macht, widmet er sich mit akustischen Ensembles variierender Größe, mit Duett-Partnern oder als Solist der Pflege des eigentlichen Jazzerbes. Diese Zweigleisigkeit Coreas zeigte sich auch 1993, als er kurz nacheinander zwei grundverschiedene Alben herausbrachte: Zunächst das Fusion-Album “Paint The World” mit seiner neubesetzten Elektric Band (feat. Saxophonist Eric Marienthal, Gitarrist Mike Miller, Bassist Jimmy Earl und Schlagzeuger Gary Novak) und wenig später das akustische Piano-Soloalbum “Expressions”, das Jazzstandards enthielt und dem großen Art Tatum gewidmet war. Nachdem “Expressions” im Mai zunächst nur im digitalen Format als sogenanntes eAlbum wiederveröffentlicht wurde, kommt es nun auch wieder auf CD heraus.
Auf seinem Yahama-Flügel bot Corea dreizehn Standards (darunter auch einer aus eigener Feder) und die neue Komposition “Blues For Art”, die der Pianist eigens für das musikalische Vorbild schrieb, dem er das gesamte Album widmete: Art Tatum. Mit der für ihn typischen Phantasie interpretiert Corea mal mehr, mal weniger nah am Original absolute Kostbarkeiten wie Billy Strayhorns “Lush Life”, Victor Youngs “Stella By Starlight”, Kurt Weills “My Ship”, Richard Rodgers “I Didn’t Know What Time It Was” und Charlie Chaplins “Smile”. Höhepunkte sind natürlich auch die drei von den beiden Bebop-Legenden Thelonious Monk und Bud Powell stammenden Kompositionen im Mittelteil der CD: “Monk’s Mood”, “Oblivion” und “Pannonica”. Aus seinem eigenen Kompositionskatalog wählte Corea zudem “Armando’s Rhumba”, eine lateinamerikanische Nummer, die schon seit langem selbst zu den Jazzklassikern zählt. Abgerundet wurde das Programm mit Richard Rodgers “This Nearly Was Mine”, James Van Heusens “It Could Happen To You”, George Gershwins “Someone To Watch Over Me” und Vincent Youmans “I Want To Be Happy”.