Albéniz stammte aus Nordspanien, aber seine Musik verbreitet andalusische Hitze, und das selbst bei einer Oper um Merlin und König Arthur. Eine Weltpremiere mit Plácido Domingo.
Alle Welt kennt Isaac Albéniz als einen der großen Komponisten spanischer Nationalmusik. Dabei ist das gar nicht so logisch, denn nachdem er 1864 schon mit vier Jahren sein erstes Klavierkonzert gab, bewarb er sich nicht in Madrid oder Barcelona am Konservatorium, sondern am hoch angesehenen Conservatoire in Paris. Denen war der kleine Spanier aber eine Spur zu keck (und ihre Klavierschemel nicht hoch genug) – Albéniz wurde nicht aufgenommen, lernte deshalb in Madrid, riss aber nach einem Jahr wieder aus, um mit Konzerten durch Kastilien zu touren. Gerade zwölf geworden, fuhr er 1872/73 als blinder Passagier für weitere Konzertauftritte nach Südamerika und in die USA.
Und lernte weiter: Nach seiner Rückkehr studierte er zunächst in Leipzig, dann in Brüssel. Doch entscheidend für seine kompositorische Laufbahn wurde ein Zusammentreffen mit dem alten Franz Liszt in Budapest, der ihn ermunterte, spanische Musik zu schreiben. Gesagt, getan: Seine mit andalusischem Temperament durchzogenen Klavierzyklen “Espana” und “Iberia” machten den virtuosen Pianisten schnell auch als Komponisten berühmt. Ironisch: Albéniz schrieb Spanisches, ohne je wieder in Spanien zu leben. Ab 1893 wohnte er in Paris – mit gelegentlichen Abstechern nach England.
In London tat sich besonders der Banker Francis Money-Coutts als Fan hervor: Er verfasste ein dreiteiliges Libretto rund um die mittelalterliche Artus-Sage und plante – ähnlich Wagners Ring – eine große Artus-Trilogie mit den drei Opern “Merlin”, “Lancelot” und “Guinevere”. Mit der Komposition seines englischen Operntextbuches beauftragte er Albéniz, der damit zwar einige Geldsorgen loswurde, trotzdem aber nur eine Oper aus der Dreierserie fertig stellte: “Merlin”. Knapp hundert Jahre nach ihrer Uraufführung 1902 wurde diese Oper jetzt erstmals eingespielt: in einer urspanischen Besetzung mit Carlos Alvarez als Merlin und Ana Maria Martinez als Nivian, dazu Jane Henschel als Morgan. King Arthur ist die großartige Rolle für Plácido Domingo. Am Pult des Orquesta Sinfonica de Madrid steht José de Eusebio mit der richtigen Hand für Albéniz' Musiksprache: einerseits klar verwurzelt in der Klangwelt von 1890 mit deutlichen spanischen und französischen Einflüssen, enthält die Oper andererseits die erste moderne Version eines Gregorianischen Gesangs des 14. Jahrhunderts. Die Gesamteinspielung auf zwei CDs hat während der Salzburger Festspiele Premiere: Katholisch-barockes Ambiente für ein spanisch-englisches Werk um den heidnischen Zauberer Merlin.