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Plácido Domingo
Plácido Domingo

Spanische Impressionen

18.06.2008

Federico Moreno Torroba (1891–1982) kennt man außerhalb Spaniens vor allem durch seine folkloristisch getönten Kompositionen für Gitarre. Das liegt auch daran, dass er mit seinen Bühnenwerken ein als typisch spanisch geltendes und in seinem Heimatland gepflegtes Genre wieder belebt und zu neuer Blüte geführt hat. Denn Torroba ist ein Meister der Zarzuela, einem der Operette ähnlichen Singspiel, das mit deutlich unterhaltsamem Hintergrund Geschichten von einfachen Menschen und starken Persönlichkeiten, Liebe und Intrigen erzählt. “Luisa Fernanda” fand im März 1932 zum ersten Mal den Weg auf eine Madrider Bühne und gehört seitdem zu den gern gespielten Klassikern ihrer Gattung, insbesondere, wenn ein herausragender Sänger wie Plácido Domingo die Rolle des aufrechten Vidal übernimmt. 

Nun war das Neunzehnte kein gutes Jahrhundert für Spanien. Durch eine Reihe von politischen  Fehlentscheidungen verlor es die meisten seiner Kolonien und damit eine seiner wirtschaftlichen Grundlagen. Das Land entwickelte sich zum Spielball der Machtpolitik zwischen dem Napoleonischen Frankreich und dem liberalen England, sah sich von Bürgerkriegen überzogen und immer wieder in unmittelbarer Not, zumal es den Anschluss an die Industrialisierung verpasste. Letztlich ging es Spanien da kaum anders an den meisten übrigen Staaten Europas, aufgerieben zwischen den Ansprüchen der Freiheit und der Restauration, der Bürgerlichkeit und der Monarchie, dem Weltmachtstatus und der Marginalisierung. Mitten in einem dieser Krisenmomente, als die konservativen Unionisten zugunsten der liberalen Progressisten an die Macht kamen, tummeln sich die Figuren von “Luisa Fernanda” in den Straßen von Madrid.

Die Titelrolle der Luisa (Nancy Herrera)ist ein braves bürgerliches Mädchen, zu dessen Problemen gehört, dass zwei Männer, der liederliche Colonel Javier Moreno (José Bros) und der aufrechte Grundbesitzer Vidal Hernando (Plácido Domingo), um ihre Liebe buhlen. Als sie merkt, dass Javier der adeligen Duchesse Carolina (Mariola Cantarero) nachhaltiger zugeneigt ist, gibt die dem Heiratsantrag Vidals nach, obwohl sie eigentlich den Schwerenöter liebt.
 
Aber die Situation wendet sich überraschend. Einige Monate später, im dritten Akt der Comedia Lírica, erscheint Javier, der auf das monarchische Lager gesetzt hat und mit Duchesse verschwand, wieder auf der Bildfläche. Die Liberalen haben gesiegt und Vidal ist gerade im Begriff, seine Verehrte zu ehelichen, als der Colonel sich ihr zu Füßen wirft und seine Liebe beteuert. Da der korrekte Grundbesitzer sieht, dass er wohl die wahre Liebe des Luisa nie wird erringen können, entlässt er sie mit dem Schlawiner in deren ungewisse gemeinsame Zukunft. Torreba hat dabei die Rollen bewusst kontrastiv besetzt. Der strahlende Sopran der Luisa und der dunklere Mezzo der Duchesse, der klare Tenor des Colonels und der sanfte Bariton des Vidals stehen sich wirkungsvoll gegenüber.

Für die Inszenierung am Madrider Teatro Calderón wurde die Rolle mit Startenor Plácido Domingo besetzt, der einst als Bariton seine Laufbahn begann und daher über weit mehr Farben und Stimmschattierungen verfügt als die meisten Kollegen. So wurden die Aufführungen zu umjubelten Erfolgen und im Juni 2006 wiederum für den Rest der Welt, der nicht in Madrid anwesend sein konnte, auf CD festgehalten. Zu hören ist ein wunderbarer, melodiöser und kompakter Dreiakter, dessen motivische Vielfalt vortrefflich mit der cleveren Geschichte einer starken Frau und dessen souveränem Gegenüber harmoniert, der es schafft, seine eigene Leidenschaft zugunsten der großen Liebe hintanzustellen.

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MORENO TORROBA Luisa Fernanda Domingo
1. Juni 2008

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