Trotz unorthodoxer Methodik erstaunlich organisch

Das Album auf LP und mehr von ECM Records finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Seit mehr als 25 Jahren macht der norwegische Schlagzeuger, Perkussionist und Komponist Thomas Strønen nun schon professionell Musik. In dieser Zeit war er an der Aufnahme von über 70 Alben beteiligt, auf denen er mit Musikerinnen und Musikern aus aller Welt und der unterschiedlichsten Genres zusammengearbeitet hat. Mit dem Album “Relations”, an dem er über einen Zeitraum von vier Jahren arbeitete, fügte er seinem Œuvre im November 2024 eines seiner unkonventionellsten Werke hinzu. Denn für die Aufnahmen, die ursprünglich für ein Soloalbum gedacht waren, trat Thomas Strønen im Nachhinein in zehn von zwölf Stücken in eine Art “Ferndialog” mit Musikern, mit denen er nie zuvor gespielt hatte: den Pianisten Craig Taborn und Jorge Rossy, dem Saxofonisten Chris Potter und der Kantelespielerin und Sängerin Sinikka Langeland. Das Ergebnis klingt trotz unorthodoxer Methodik erstaunlichh organisch. Wie er bei diesem außergewöhnlichen Projekt genau vorging, beschrieb Strønen vergangenes Jahr in der 47. Episode des ECM Records Podcast. Nachdem “Relations” im November 2024 auf CD erschien, ist es nun auch auf Vinyl erhältlich.
“Bei der Mehrzahl der Stücke fokussiert sich der 52-jährige Norweger auf ‘Relations’ und geht Beziehungen mit einem wechselnden Gegenüber ein”, schrieb Rudolf Amstutz in Jazz’n’more über das Album. “Die Pianisten Craig Taborn und Jorge Rossy konterkarieren das flirrende Schlagwerk mit eigenen Tupfern, die an die Gemälde von Jackson Pollock erinnern, während Chris Potter zu opulenteren Farbflächen tendiert. Spannend ist der Dialog Strønens mit Sinikka Langeland, die sich mit ihrer Stimme und der Kantele (finnische Zither) symbiotisch in diesen Klangraum einfügt und so dazu beiträgt, dass wundersame Nordlichter aufleuchten. Die herausragende Qualität dieser Aufnahmen, die eine spürbare Dreidimensionalität vermitteln, macht dieses Album zu einem rundum gelungenen Hochgenuss.”
“Thomas Strønen ist einer jener Schlagzeuger, die wissen, dass ihr Können das beweist, was sie an perkussiver Technik abfeuern, ihre Kunst indes das, was sie auslassen”, bemerkte Peter Rüedi, in der Weltwoche. “Strønens Kunst des Schweigens hat freilich eine kommunikative, ja provokative Seite. Zehn der zwölf kurzen Piecen sind nämlich Duos mit ausgewählten Partnern. […] So ist auf ‘Relations’ Craig Taborn präsent, einer der prägenden Pianisten der jüngeren Generation, mal mit heftig virtuosen Einwürfen, mal mit subtilen Klangarchitekturen; Chris Potter ist der gewohnt finessenreiche, markant sonore Tenor- und Sopransaxofonist; die subtile Sängerin und Kantele-Spielerin Sinikka Langeland kommt aus Norwegen und dem Polarkreis nordischer Folklore; und Jorge Rossi, gemeinhin bekannt als Drummer und Vibraphonist, hören wir hier am Piano, auf dem er seine perkussive Herkunft freilich nicht verleugnet. Alle reagieren auf Strønens weiträumig angelegte, provokativ sparsame Perkussion verschieden, aber alle so intensiv, dass jedes der kurzen Stücke Hunger auf mehr hinterlässt. Das gilt auch für die beiden Solonummern von Strønen, zu denen gewissermaßen unsere Fantasie als Duo-Partner herausgefordert ist.”