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Maria Farantouri & Cihan Türkoğlu - jenseits aller Grenzen

Maria Farantouri / Chinan Turkglu
Yannis Falkonis / Vasilis Kouroupis / ECM Recods
21.06.2019

Der Titel des Albums ist hier zugleich Programm. Denn die bemerkenswerten Künstler/innen, die für “Beyond The Borders” zusammengebracht wurden, interpretieren sowohl traditionelle Musik aus Griechenland, der Türkei, dem Libanon und Armenien als auch Originalkompositionen des anatolischen Saz-Spielers Cihan Türkoğlu und der griechischen Poetin Agathi Dimitroukas. Im Geiste des Projekts überbrücken die neuen Songs Kulturen und Idiome. Die legendäre griechische Sängerin Maria Farantouri, einst bekanntlich als “die Callas des Volkes” gefeiert, hat sich immer schon durch Musik ausgezeichnet, die sich jenseits aller Grenzen bewegte. Sie arbeitete bereits mit einer Vielzahl von Künstlern zusammen – von Mikis Theodorakis bis Charles Lloyd und von Leo Brouwer bis Mercedes Sosa. Die deutsche Cellistin Anja Lechner, die in erster Linie klassische Musikerin ist, greift in diesem Kontext auf ihre Kenntnisse traditioneller Folk-Musiken zurück, die sie unter anderem durch die Beschäftigung mit der Musik des armenisch-griechischen Philosophen Gurdjieff erworben hat. Der in Armenien geborene und in Frankreich ansässige Kanun-Spieler Meri Vardanyan (Kanun ist eine orientalische  Kastenzither) ist bei ECM bereits als Mitglied des Gurdjieff Folk Instruments Ensemble in Erscheinung getreten. Der aus Thessaloniki stammende Ney-Spieler und Ethnomusikwissenschaftler Christos Barbas wiederum hat bereits alles von Barockmusik bis hin zu Ragas gespielt. Perkussionist İzzet Kızıl schließlich ist in der Osttürkei in einem von Sufi-Rhythmen geprägten Umfeld aufgewachsen und hat in vielen transkulturellen Projekten mit Musikern wie Natacha Atlas und Theodossi Spazzov neue Ansätze für traditionelle Perkussion entwickelt. Kurzum: jeder der hier auftretenden Musiker hat eine Geschichte, in der er sowohl einfühlsam innerhalb der Traditionen gearbeitet hat als auch, nicht minder respektvoll, diese Traditionen durch Zusammenarbeiten erweiterte.

Die Verbindungen zwischen den Musiken der Mittelmeeranrainerländer haben Maria Farantouri schon seit langem interessiert. Und nachdem sie die Arbeit von Cihan Türkoğlu – einem gebürtigen Türken, der aber seit einem Jahrzehnt in Athen ansässig ist – kennengelernt hatte, schlug sie ECM sein Projekt vor. Produzent Manfred Eicher arbeitete anschließend mit der neu zusammengestellten Gruppe und half bei der Vorbereitung des Materials, das im Juni 2017 in den Sierra Studios in Athen aufgenommen und im Rahmen des Athens Festivals am Herod-Atticus-Konservatorium uraufgeführt wurde.

Das Konzept, die Vergangenheit zu respektieren und die Zukunft mit offenen Armen zu begrüßen, ist für Cihan Türkoğlus persönliche Ideologie von zentraler Bedeutung. Nachdem er sich zunächst autodidaktisch das Spielen auf der Baglama (der türkischen Laute, die auch Saz genannt wird) beigebracht hatte, erweiterte er sein Spektrum um klassische Cellostudien und vertiefte sein Baglama-Spiel, indem er bei Mehmet Erenler studierte, einem der großen Meister dieses Instruments in der Türkei.

Nach einer kurzen Handtrommel-Intro hört man auf “Beyond The Borders” zuerst die Stimme von Cihan, der die Geschichte von “Drama Köprüsö” (“Die Brücke des Dramas”) beginnt, die dann von Farantouri beendet wird. Mit ihrer berühmten Kontra-Altstimme – gerahmt von Ney, Saz und Kanun – erhöht sie noch einmal die emotionale Temperatur dieses traditionellen Volksliedes aus dem griechischen Makedonien.

In “Yo era ninya” (“Ich war ein Mädchen”), einem traditionellen sephardischen Lied der spanischen Juden von Smyrna, verschmilzt Maria Farantouris Stimme auf faszinierende Weise mit Anja Lechners Cello, während “Wa Habibi” (“My Beloved”), eine bekannte christliche Hymne, die aus dem Libanon und Syrien stammt, von den beiden mit sehr viel Gefühl vorgetragen wird.

In “Ta panda rei” hat Cihan Türkoğlu Heraklits berühmtes Diktum"panta rhei" (“Alles fließt”) vertont, wobei er dieses Gefühl in einen wogenden Klangfluss umsetzte, der Farantouris Stimme mit sich trägt.

Mit Anja Lechners Cello beginnt danach “Lahtara gia zoi” (“Sehnsucht nach Leben”), eine Originalkomposition von Türkoğlu und Dimitrouka, die Farantouri im Namen der Flüchtlinge und Entwurzelten singt. Der Klang der Ney bietet dabei einen klagenden Kontrapunkt.

Das Album endet mit der Bearbeitung eines traditionellen armenischen Liedes, das von dem Komponisten und Ethnomusikologen Komitas Vardapet überliefert wurde.

Am 21. September wird man Maria Farantouri und Cihan Türkoğlu mit dem Ensemble von “Beyond The Borders” beim Jazzfestival Esslingen live erleben können. Der Auftritt findet in der Stadtkirche Esslingen statt.

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